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„Jewrejski Kozak.“

Vor der Wassilowa aus Lischnia möcht ich euch dringend warnen. Sie ist, seitdem die Russen bei uns hausen, groß und mächtig geworden und trägt einen Pfauenschweif im Gemüte. Sie hält zu den Russen und die „Saldaty“ rufen ihr „schtschedraja matiuschka“ zu, wenn sie sie die Landstraße heranfahren sehen. Sie zerschmilzt in den Liebesstrahlen der Soldatengrüße, ist eitel Rührung und erwidert so recht aus tiefem Herzen „bratschyki lubi“.

Laßt es euch nicht gar sehr zu Herzen gehen, wenn ihr sie in der glänzenden, braunpolierten Brytschka des Gutsherrn gefahren kommen seht. Es ist jetzt ihre Zeit, und sie tut dem noblen Gefährt mit dem stolzen Rappenpaar keine Schande an. Wie wenn’s ihr eigen wäre, lehnt sie im gepolsterten Obensitz weit zurück, einen hellen Triumph in den Gesichtsfurchen, und in einer feinen, gleißenden Sammetjoppe, die jedoch vorne auf der Brust und oben an den Schultern bauscht (die Wassilowa hat schmale Schultern und verkümmerte Brüste) und um die Hüften herum ein wenig zu kurz ist, denn die Wassilowa ist im Wuchs lang geraten. Als noch Österreich da war, fuhr sie in ihrem ärmlichen Bauernwagen, der hatte Strohsitze und keine Lehne und sie

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Hermann Sternbach: Wenn die Schakale feiern. Weckruf-Verlag, Weimar 1917, Seite 27. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:SternbachWennDieSchakaleFeiern.pdf/31&oldid=- (Version vom 1.8.2018)