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Er begriff den Sinn der Lüge, des Sichverleugnens.....

* * *

An den Abenden, die jedem Bewohner Gruseln einflößten, saß der Uhrmacher in seinem stark geleerten und düster gewordenen Heim, und sein Kopf war voll und schwer von alledem, was er des Tages gesehen und gehört hatte. In der Nacht hatte er einen unruhigen, von gespenstischen Träumen aufgestörten Schlaf und erwachte nicht selten, zur Mitternachtsstunde und horchte hinaus und hörte ein scharfes Klopfen an Fenster und Türen, ein Klirren und Knarren, lautes, anherrschendes Reden. Er fing all die Jammerschreie und Hilferufe auf, die in die Finsternis schnitten; er sah das steinerne Schweigen der Heimgesuchten.

Kalte Schauer liefen über seinen Leib. Denn es waren schwere, lähmende Nächte.

Die Tage waren nicht viel erfreulicher. Aber das Sonnenlicht nahm der Jammerlast einen Teil der Schwere, stellte die Heimsucher in den sichtbaren, sonnbeschienenen Rahmen der Wirklichkeit und nahm dem Menschlich-Unmenschlichen die schwarze Hülle des Gespenstischen, Geheimen. Wenn sie bei hellem Lichte in ein Haus traten, war die Furcht geringer, die Hoffnung mächtiger, das Menschliche näher, während in der Nacht jeder einzelne zu einem grausamen, gespenstischen Ungeheuer anschwoll.

Und derselbe Schulim, den allnächtlich die Angst vor ihnen peitschte, derselbe Schulim grüßte freundlich

Empfohlene Zitierweise:
Hermann Sternbach: Wenn die Schakale feiern. Weckruf-Verlag, Weimar 1917, Seite 40. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:SternbachWennDieSchakaleFeiern.pdf/44&oldid=- (Version vom 1.8.2018)