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Alfred Schröder: Studie über das Krumbad. In: Archiv für die Geschichte des Hochstifts Augsburg 6, S. 471–504

heute das Haus mit den Baderäumen steht. Erst 1812 wurden beide Bäder in einem Haus vereinigt, in dem vom neuen Besitzer Zabuesnig auf der Stätte des Armenbades erbauten „Badhaus“; doch auch in dem damals entstehenden Neubau waren zwei große Badezimmer und sieben Schlafzimmer zu je vier Schlafstätten für „gemeine Leute“ vorgesehen neben den 20 Kabinen und 24 möblierten Zimmern für „bessere Gäste“ (StA). –

Wiederholt schon bot sich Anlaß auf die Gedankenverbindung Quelle und Fruchtbarkeit und deren hohes Alter und mythischen Ursprung hinzuweisen. Unter Beschränkung auf die eheliche Fruchtbarkeit – eine Beschränkung, die wohl auch (vgl. oben S. 495) nur Verkümmerung einer allumfassenden Vorstellung ist – hat sich in Krumbad die Verbindung bis heute erhalten. Schon die frühesten Wirkungsanzeigen betonen mit besonderem Nachdruck die eheliche Fruchtbarkeit[1], und noch 1811 hebt Medizinalrat Wetzler in seiner Schrift über „Das Krumbacher Heilbad“ hervor, daß sich „Das Krumbad in der Unfruchtbarkeit der Frauen sehr berühmt gemacht“ habe und in älteren Zeiten häufig von unfruchtbaren Frauen, meist mit erwünschtem Erfolg, besucht worden sei. Der Neuzeit gilt derlei „als Wirkung besonderer chemischer Substanzen; die Vorzeit schrieb es göttlichen Mächten zu“, wie alle Befruchtung, und nicht wenige Fruchtbarkeitsbrunnen heißen „heilig“ (Weinhold 25 f.). Ein uralter Glaube ist es, daß aus den Brunnen die Kinder kommen, und uralte Bäder sind es, die nach dieser Seite hin einen Ruf genossen, wie das Tobelbad bei Graz (Wichner 103), das Verenenbad in Zurzach (Martin 248; Runge 122).

Und hier kann man sogar über die am Krumbader Brunn verehrte Gottheit eine leise, leise Vermutung wagen, unter der Voraussetzung freilich, daß die Kelten sich an der Verehrung des heiligen Quells beteiligten, deren Hauptträger immerhin das neben ihnen als ältere Unterschicht fortlebende Volk der Räten[2] gewesen sein mag. Stark verbreitet war ja gerade bei den Kelten der Heilbrunnenkult (Drexel 14), und zwar im Zusammenhang auch mit dem für Krumbad anzunehmenden Fruchtbarkeitsglauben, wie man daraus schließen muß, daß sich unter den Weihegaben keltischer Quellheiligtümer auch Säuglingsfiguren fanden, gestiftet von Müttern[3]. Und so mag man denn etwa an Virona denken, eine keltische


  1. Sie meint auch der Marschalk, wenn er von „balneum salubre praecipue mulieribus“ spricht.
  2. Von rätischen Gottheiten diesseits der Alpen kennen wir nicht eine mit Namen.
  3. Römisch-Germanisches Korrespondenzblatt 9 (1916), 32.
Empfohlene Zitierweise:
Alfred Schröder: Studie über das Krumbad. In: Archiv für die Geschichte des Hochstifts Augsburg 6, S. 471–504. Selbstverlag der Herausgeber, Dillingen 1929, Seite 498. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Studie_%C3%BCber_das_Krumbad.pdf/28&oldid=- (Version vom 1.8.2018)