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und aufbehalten konnte; welches auf langwierigen Seereisen von sehr grossem Nuzen war. Der Verlust einer so vortheilhaften Kunst ist heut zu Tage gar sehr zu bedauern, und ich weiß in der That nicht, warum Pancirollus[1][WS 1] derselbigen mit keinem Wort gedacht hat. Es war dieses eine Erfindung welche dem Aeolus selbst zugeschrieben wird, von dem die ganze Sekt den Namen führet, und diesem ihrem Stifter zu Ehren eine grosse Menge solcher Windfässer aufbehalten hat. Diesen Fässern nun schlagen die Aeolisten erst den Dekel aus, und sezen in jede ihrer Kirche eines: Alsdenn steiget der Priester an den Festtagen in dasselbe hinein, nachdem er sich auf die vorgemeldete Art wol vorbereitet hat. Und zugleich wird an das Hintertheil des Priesters eine geheime Röhre angeleget, die bis auf den Boden des Fasses reichet, vermittelst welcher ihm durch eine Klinse[WS 2] die gegen Mitternacht gehet, neuer Wind zugeblasen wird. Wenn dieses geschehen, so siehet man augenscheinlich wie der Priester nach und nach aufschwillet, bis er so dik wird wie sein Faß. In diesem Zustand schüttet er denn ganze Stürme von Wind über seine Zuhörer aus, nachdem ihm der Geist von unten selbigen einbläßt. Welches, da er so ex adytis & imis penetralibus herkömmt, nicht ohne schwere Mühe und heftiges Grimmen zugeht, und wobey der Wind indem er so fortbricht, auf der Gesichtsfläche des Priesters dieselbe Veränderungen verursachet, welche er auf der Oberfläche der See erreget. Erst wird sie schwarz,


  1. Ein Scribent, welcher de artibus perditis etc. geschrieben.
  1. Vorlage: Pancinollus. Guido Panciroli (1523–1599)
  2. sehr schmale Spalte
Empfohlene Zitierweise:
Jonathan Swift, übersetzt von Johann Heinrich Waser: Mährgen von der Tonne. [recte: Orell in Zürich], Hamburg und Leipzig 1758, Seite 185. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Swift-Maehrgen_von_der_Tonne-1758.djvu/202&oldid=- (Version vom 1.8.2018)