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denn giebt es Wellen, und endlich bersten sie in lauter Schaum.

Auf diese Art mittheilet der heilige Aeolist seine prophetischen Rülpse, seinen zitternden Schülern, von denen einige mit aufgesperrtem Maul nach dem H. Winde schnappen; indessen das andere zum Lob der Winde Lieder absingen, und so durch ihr gegenseitiges sanftes Brummen, die angenehmen Lüftchen ihrer begütigten Götter vorstellen.

Und eben diese Gewohnheiten sind der Grund warum einige Scribenten behaupten, daß diese Secte der Aeolisten sehr alt sey, indem die Offenbarung ihrer Geheimnisse mit derjenigen so genau übereinstimme, welche wir bey den alten Orakeln finden: Die Eingebung derselben kam ebenfalls von gewissen unterirrdischen Winden; die Priester empfiengen sie eben so peinlich, und auf das Volk hatten sie die gleiche Würkung. Zwar wurden diese Orakel bey den Alten mehrentheils durch Weibspersonen oder Priesterinnen geoffenbaret, und das nicht ohne Ursach. Denn die weiblichen Gliedmassen sind besser eingerichtet, dergleichen prophetische Windwirbel von unten aufzufangen; diese gehen da durch weitere Gefässe, und verursachen zugleich unterwegs einen Kizel, der, wenn man geschikt damit umgehet, sich öfters aus einer fleischlichen Entzükung in eine geistliche verwandelt. Inzwischen bekömmt die vorgemeldete tiefsinnige Muthmassung eben dadurch ein neues Gewicht; denn es ist bekannt, daß einige Gesellschaften der allervollkommensten Aeolisten unsrer Zeit, diese Gewohnheit

Empfohlene Zitierweise:
Jonathan Swift, übersetzt von Johann Heinrich Waser: Mährgen von der Tonne. [recte: Orell in Zürich], Hamburg und Leipzig 1758, Seite 186. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Swift-Maehrgen_von_der_Tonne-1758.djvu/203&oldid=- (Version vom 1.8.2018)