Jonathan Swift, übersetzt von Johann Heinrich Waser: Mährgen von der Tonne | |
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Man kann sich den grausamen Lerm kaum vorstellen, der auf diese Rede und umständliche Erklärung der Sache, welche Aesopus gegeben, unter den Büchern entstand. Beyde Parteyen faßten Feuer, und ihre Heftigkeit nahm mit einmal so sehr überhand, daß sie sich entschlossen eine Bataille zu liefern. Die Streiter eilten ganz aufgebracht an beyde Ende des Saals unter ihre verschiedene Fahnen zurük, und da hielten sie noch vor dem Treffen Kriegsrath. Die Neuern konnten sich über ihre Anführer kaum vergleichen; und hätte sie nicht die Furcht vor einem nahen Feinde genöthiget, einen Entschluß zu fassen, so würden hierüber allerhand Meutereyen entstanden seyn: Die Uneinigkeit war am grösten unter der schweren Reuterey, wo jeder gemeine Reuter von [1] Tasso und Milton an, bis auf Dryden und Whiters, das oberste Commando haben wollte; Die leichte Reuterey ward von Cowley[2] und Despreaux angeführet. Hernach kamen die Bogenschüzen unter des Cartes, Gassendi und Hobbes: Drey dapfere Generale, die ihre Pfeile mit einer solchen Stärke abschiessen konnten, daß sie weit über die Atmosphäre hinausfuhren, und nicht wieder zurükfielen, sondern sich, gleich dem Pfeil des Evanders,[3] in Luftzeichen, oder wie
- ↑ Tasso und Milton, zween grosse epische Dichter: Die selzamen und zum Theil lächerlichen Critiquen, welche die Neuern Kunstrichter unsrer Zeit über Miltons Poesie schreiben, sind zu bekannt, als daß wir etwas davon anführen.
- ↑ Cowley, ein guter Engländischer Poet; dessen Oden insonderheit gelobet werden.
- ↑ S. den Virgil: Der Autor lacht hier über die Wirbel.
Jonathan Swift, übersetzt von Johann Heinrich Waser: Mährgen von der Tonne. [recte: Orell in Zürich], Hamburg und Leipzig 1758, Seite 288. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Swift-Maehrgen_von_der_Tonne-1758.djvu/307&oldid=- (Version vom 1.8.2018)