Seite:Taras Schewtschenko. Ein ukrainisches Dichterleben. Von Alfred Jensen (1916).djvu/73

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Fließt das Wasser um den Garten,
Wasser wird zum Teiche.
Kam ein Mägdlein Wasser holen,
sang durch die Gesträuche.
Aus dem Haus die Eltern treten,
sich im Frei'n erholen
und beraten, wen zum Eidam
sie sich nehmen sollen.“[1]

Taras Schewtschenko starb am 26. Februar 1861, eine Woche nach der kaiserlichen Bestätigung des Manifestes bezüglich der Aufhebung der Leibeigenschaft in Rußland. Die Todesursache war Wasser in der Lunge. Er hatte gerade sein siebenundvierzigstes Lebensjahr erreicht. Zwei Tage später fand das Begräbnis am Smolenskschen Friedhof statt. An dem Trauergeleit nahm auch Pypin, der große russische Literaturforscher, teil. Am Grabe hielt Kulisch die erste Rede: „Sei gewiß, Taras, daß wir dein Vermächtnis bewahren und niemals von dem Wege abweichen werden, den du uns gezeigt hast. Du wirst ruhen, Taras, in der heimatlichen Ukraine, am Fuße des rühmvollen Dniprós, denn seinen Namen hast du mit dem deinigen für immer verbunden.“ Nach Kulisch hielten noch Kostomarow, Biloserskyj und ein Pole Abschiedsreden.

Er hatte als seinen letzten Willen den Wunsch ausgesprochen, am Dnipró in der Nähe der Stadt Kaniw begraben zu werden. Nach seinem Tode aber drangen einige seiner Freunde darauf, Kiew als Begräbnisplatz zu wählen. Infolgedessen schrieb Kulisch an Warfolomej Schewtschenko, den Schwager des Verstorbenen, ein Strafgedicht „Aus jener Welt“ gegen die „herrschaftlichen Kinder“ (pansjki dity), die des Dichters letzten Willen nicht respektierten. Und bei Kaniw, wo Schewtschenko sich seine Hütte hatte bauen wollen, wurde ihm eine bleibende Ruhestätte gegeben. Sie ist auf einem Flügel gelegen, von wo man eine schöne Fernsicht über das Dnipróland genießt, mit einem Kreuz gekrönt und trägt die einzige Inschrift

T. SCHEWTSCHENKO.

  1. Übersetzt von Julia Virginia; auch von G. Obrist.