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uns der Gesang der wunderbaren Cherubim und der Ältesten und der ungezählten Engelscharen. Morgen, so Gott will, kommen wir zum 6. Kapitel. – Ich schreibe eifrig nach und werde, wenn Sie es wünschen, Ihnen mein Heft geben, wenn Sie kommen.

 ...Geliebte Mutter, Sie beten ja auch für mich, nicht wahr? Und dies Gebet füreinander soll nicht währen, solange das Erdenleben währt, sondern soll erst im Himmel zu rechter Kraft und Vollkommenheit kommen. Ich bitte Sie, mir das Versprechen zu geben, wenn Sie vor mir zum Herrn Jesus kommen, kräftig für meine Seele zu beten, sonderlich darum, daß sie ausharre und treu bleibe bis ans Ende und nicht den traurigen Rückfall erfahre, von dem Herr Pfarrer heute gepredigt; ich verspreche Ihnen hiemit, dasselbe für Sie zu tun, wenn ich eher als Sie heimgehen darf.

 Liebste Mutter, ich hätte Ihnen noch recht viel zu sagen und zu erzählen; wenn ich an Sie schreibe, ist oft so schnell eine Seite voll, daß ich kaum weiß, wie, aber es möchte Ihren Augen weh tun, meine ohnehin so schlechte Schrift zu lesen.

 Beinahe hätte ich vergessen, Ihnen noch eine Hauptsache zu schreiben, nämlich daß unsere Prüfungen und also der Schluß des Semesters noch vor Palmarum sind, den 2. und 5. März. Bitte, mich in diesen Tagen besonders ins Gebet einzuschließen. Ich bin recht froh, daß diese Dinge noch vor den Feiertagen abgetan werden, dann hat man doch während derselben nicht mehr die Angst. – Nun gute Nacht, herzliebste Mutter. Ich warte auf recht baldige erwünschte Antwort und bin in dankbarer Liebe Ihre

Therese.


An ihre Mutter.
Neuendettelsau, den 25. März 1856

 Liebste Mutter, ...viel werde ich Ihnen diesmal nicht erzählen, denn in drei Wochen komme ich selbst, wenn es Ihnen recht ist. Nun hören Sie meine Bitte, die vielleicht ein Lächeln bei Ihnen hervorruft; doch als gehorsame Schülerin muß ich dies schreiben. Wenn Sie wirklich wünschen, daß ich komme, so seien Sie so gut und legen Sie dem nächsten Brief ein Billet bei, in welchem der Wunsch ausgesprochen ist, daß

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Therese Stählin: Meine Seele erhebet den Herrn. Verlag der Diakonissenanstalt, Neuendettelsau 1957, Seite 41. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Therese_St%C3%A4hlin_-_Meine_Seele_erhebet_den_Herrn.pdf/43&oldid=- (Version vom 17.10.2016)