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Kandidat Lotze übergehen. Es soll ferner bestimmt ausgemacht werden, was in dieser Schule geleistet werden soll, bis zu welchem Alter sie besucht werden kann; ferner sollen außer der Lehrdiakonissin, die die Oberaufsicht hat (welche gegenwärtig Schwester Kath. Hommel ist), noch zwei Lehrerinnen als ständig im Hause bleiben, unter deren Aufsicht alsdann andere Lehrschülerinnen zuhören sollen, um sich zum auswärtigen Dienst zu befähigen. Da hat sich’s nun eben neulich noch darum gehandelt, wer diese „Ständigen“ sein sollen. Eine davon ist Emma Merz, die andere steht noch in der Frage. Bis zum nächsten Frühjahr wird alles das in Ordnung kommen; dann wird um so leichtere, schönere Arbeit an der Schule sein.

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 Unsere gegenwärtigen Stunden sind wie immer herrlich. Mit der biblischen Einleitung sind wir heute bis zum Hohen Lied gekommen. Da wir in diesen Stunden natürlich nur Unterricht über die äußere Beschaffenheit und den allgemeinen Inhalt der einzelnen Bücher bekommen, so lesen wir immer abends, um die Einzelheiten eines jeden Buches zu lernen. Es gibt doch auf der Welt kein herrlicheres Studium als der Biblischen Geschichten! Wahrlich, ein reicher Garten ist die Heilige Schrift. Herrlicher Duft weht einem entgegen, wenn man dahin geht. Ich habe in der letzten Zeit eine Lust und Liebe zu Gottes Wort, wie ich sie noch nie gehabt, es müßte denn sein in der ersten Zeit, da ich in den Konfirmandenunterricht ging. Dem Herrn sei Preis für diese große Gnade, doppelt Preis, daß ich wieder einmal einen Fortschritt wahrnehmen darf, nachdem ich die Zeit her immer fast nichts als Rückschritt geschaut. – O liebe Mutter, danken und preisen Sie doch mit mir den Herrn, dessen Gnade so unaussprechlich herrlich auch an mir unwürdigen Magd sich erwiesen hat. Hätte ich meine Wege gehen dürfen, ich stünde mitten unter der Welt, hätte gewiß Gefallen an ihren Freuden, begnügte mich mit einem oberflächlichen, leichtfertigen Christentum; daß dies nicht so ist, ist alles Gottes freie Gnade, seine unendliche Barmherzigkeit, die nicht mein Verderben gewollt, sondern daß ich ewiglich lebe. Darum will ich nicht aufhören, solche Gnade zu preisen bis in Ewigkeit. Was wird’s erst sein, wenn wir im Himmel unsere ganze Lebensführung klar

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Therese Stählin: Meine Seele erhebet den Herrn. Verlag der Diakonissenanstalt, Neuendettelsau 1957, Seite 57. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Therese_St%C3%A4hlin_-_Meine_Seele_erhebet_den_Herrn.pdf/59&oldid=- (Version vom 24.10.2016)