Seite:Topographia Circuli Burgundici (Merian) 366.jpg

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man allda alle Freytag den Wochenmarckt hält / vornehm ist. Auff solchem hat die Infantin auß Hispanien / Fr. Isabella Clara Eugenia, ihrem Herrn Großvattern / Käyser Carolo V. ein Statuam auffrichten lassen; nemblich eine grosse Säul / in der Mitten dieses durchauß reinlich gepflasterten Marckts / und auff derselben sein deß Käysers Bildnüß in rechter Grösse / in einer Rüstung / sampt einem Mantel darüber von Kupffer / und übergüldet / mit der Kron auff dem Haupt; in der rechten Hand ein Schwert / und in der lincken den Reichs-Apffel haltende. Die Wort so unten am Postament stehen / setzen der Author deß Fürstlich Sächsischen Reißbuchs / pag. 256. und Abraham Gölnitzius in Itiner. Belgico-Gallico, p. 21. beede in Beschreibung dieser Statt. 5. Das Rahthauß / darinn was denckwürdiges schönes zu sehen / und zu lesen / abermals gedachter Gölnitz pag. 21. seq. beschreibet. Ist Anno 1618. erneuert worden. Zu oberst seyn zu sehen A. und I. das ist / Albertus und Isabella, mit den Cronen / und darunter Sonn / und Mond. Es hat in solchem nicht allein schöne Zimmer / sondern auch eine Capellen. 6. Der grössern Brücken werden allhie 98. ausser vielen kleinen / gezehlet / welche so hoch und groß seyn / daß auch grosse geladene Schiff gar leicht unten durchfahren können. Auff der jenigen / so die Doeg-Bruck genant wird / ist ein Statua, oder Bild von Ertz / deß jenigen Sohns / der seinen Vatter / deme man die Augen verbunden / geköpfft hat / und ihme deßwegen das Leben ist geschenckt worden. 7. Es hat ferners allhie vornemlich 6. Wassermühlen / und über die 120. Windmühlen / ohne die Hand- und Roßmühlen. 8. Der Inseln / so die Flüß und Canäl / machen / und darauff gemeine und privat Gebäu stehen / seynd sechs und zwantzig / der Statt-Thor achte. 2. Schießplätz / darin sich die Bürger üben; dabey auch der Ort / da die Fecht-Schulen gehalten werden. Es ist allhie das Land- oder Hoffgericht / so auß einem Präsidenten / und 12. Rahtsherren / oder Beysitzern / einem Procuratore generali, Advocato fiscali, und andern Bedienten / bestehet; und dahin alle Spanische Ort in Flandern appelliren; von dannen man gleichwol weiters an den höchsten Raht / oder Parlament / zu Mecheln / provociren kan. Die Statt Gent aber wird durch ihren eignen Raht / so auß den Adelichsten / und vornehmsten Burgern bestehet / und den Hohen Statt-Schultheiß / den sie den Hoogh-Bailin nennen / regieret. Es gibt allhie einen zimlichen Kauffhandel / sonderlich mit allerley Zeug / Teppich / Tuch / Leinwat / und Getreyd / dessen Stapel allda ist. Und gibt es da viel Handwercksleut / so in 50. Zünfften eingetheilet seyn; ausser der Weber / so absonderlich ihre 27. Rotten haben / und daher das dritte Glied der Statt machen. Es seyn von hier auch gelehrte Leut kommen / als Judocus Badius, Joannes Cornarius, Laevinus Brechtus, Laevinus Torrentius, Balduinus Ronsaeus, Utenhovius, etc. wie P. Bertius in explicat. tab. Geograph. contract. in Beschreibung Flandren p. 158. sagt; und daselbst auch die vornehmste Geschlecht allhie / als der Bertiorum, Borlutorum, Dammanorum, Gruterorum, Utenhoviorum, Embisiorum, Coudenhoviorum, Cauwenburgiorum, und Steelandorum, setzet: und daß diese Statt / so die Italianer Guanto heissen / von Antorff / Brüssel / Mecheln / und Middelburg / von jeder zehen Meilen / gelegen seye / saget: Item / daß vier Meilen von der Statt / gegen Mittag / zwischen den Dörffern Sottegem / und Velseche / sehr alte verfallene Mauren / mit tieffen Gewölbern / zu finden / auß welchen Römische Müntzen deß Neronis, Gordiani, und anderer Käyser / biß auff den Grossen Constantinum, außgegraben werden. Es verschweigen aber die Autores, neben dem Lob / so sie dieser Statt geben / auch der vielfältigen Auffruhren nicht / so allhie / sonderlich in den Jahren 1345. den 2. Maii / (da auff dem grossen obgedachten Marckt / der seines gleichen an Form und Grösse / in Europa wenig haben solle / schier bey die 500. Weber / und Walcker / so wider einander gewesen / und zwar dieser mehr / als jener geblieben /) 1382. (in welchem in

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Circuli Burgundici. Matthaei Meriani Seel: Erben, Frankfurt am Mayn 1665, Seite 176. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Topographia_Circuli_Burgundici_(Merian)_366.jpg&oldid=- (Version vom 5.2.2024)