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merkliches Kopfschütteln seinen Beifall zweifelhaft zu machen. Ich aber dachte bei mir selbst: wie ist es doch möglich, daß Männer, welche vorgeblich ein Geschäft daraus machen, ihre Vernunft zu bearbeiten, alle Begriffe so sehr verwirren und alle Verhältnisse so ganz umkehren können? Muß man nicht höchst irrige Begriffe von den Staatsverfassungen, von der menschlichen Natur, von diesem Leben, von jenem Leben und von Gott haben, um so zu deraisonniren? Wie? Hier in diesem Leben wo lauter gebrechliche Menschen sind, wie die Herren sagen, (und durch ihre Reden kräftigst beweisen) sollen sich Millionen Menschen von einem Einzigen – nicht Gott noch Engel, sondern Menschen – beherrschen lassen, und in jenem Leben, wo Gottes ewige und unendliche Weisheit regieren wird, sollen sie republikanisch leben? Welcher Unsinn! Wie sehr dem geraden schlichten Menschenverstande zuwider, obgleich in der Schulmethode sehr gewöhnlich!

Würden solche Herren ihre Vernunft nicht lebenslänglich unter dem Gehorsam der Schule gefangen halten, sondern sich vielmehr ermannen, um auf sich selbst und auf andere Menschen aufmerksam zu seyn, und mit freier Seele die Geschichten zu forschen, so könnte es ihnen unmöglich verborgen bleiben, daß die bürgerliche Gesellschaft

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J. M. Afsprung: Ueber Regierungsformen. Schulbuchhandlung, Braunschweig 1790, Seite 4. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ueber_Regierungsformen.pdf/4&oldid=- (Version vom 21.3.2017)