Seite:Unter den Muka Lari-Zwergen.pdf/9

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

denn in das Kichern hatte sich das drohende Knurren eines Hundes gemischt …

Während der Deutsche noch mit argwöhnischen Blicken den Steinwürfel musterte, erscholl mit einemmal eine Stimme, die in einem Englisch mit stark deutschem Akzent fragte:

„Halt – wer da?! – Keinen Schritt weiter! Nicht gerührt, mein Bursche, – sonst gibt’s etwas Blei zu schlucken. Ich sehe Dich genau … – Also, – wer bist Du? Jedenfalls keiner der braunen Herrschaften, die nach Traugott Pinkemüllers Sachen Verlangen trugen und sich nun ihre Beinfleischsschüsse ausdoktern können.“

Kürze-Würze hörte diesem Englisch deutlich an, daß es aus der Kehle eines Landsmannes kam. Seine Überraschung bei dieser Feststellung ist schwer zu schildern. Aber so verdutzt er auch war, – er zögerte nicht lange mit der Antwort:

„Hier Emil Kurz, zuletzt deutscher Korrespondent bei Haloonk und Shooft, Reisexport, Bombay …“

„Na – da schlag’ einer lang hin – wenn er nicht gerade wie Sie Kurz heißt“, ertönte es vom Felsen herab. „Wahrhaftig ein Deutscher! Freut mich sehr, Ihre allerwerteste Bekanntschaft gemacht zu haben. Entschuldigen Sie nur, daß ich Sie vorhin so schlankweg duzte. Aber das ist nun mal ne besondere Eigenheit von mir. – Warten Sie einen Momang – ich bin sofort bei Ihnen unten. Die Herren Beduinen dürften sich jetzt ja wohl endgültig verzogen haben.“

Kürze-Würze, der Hüne, war außerordentlich gespannt, welch’ ein Original er wohl in diesem Traugott Pinkemüller entdecken würde. Ein Original war dieser Mensch ja fraglos …!

Als Pinkemüller dann vor ihm stand, war Emil Kurz zunächst etwas enttäuscht. Bald aber wurde diese Empfindung durch eine andere verdrängt. Am liebsten hätte er jetzt laut herausgelacht, denn dieses Männlein, das in einen braunen Beduinenburnus eingehüllt war und einen Zipfel des weiten Mantels um den Kopf als Kapuze befestigt hatte, wirkte tatsächlich sowohl durch seine winzige

Empfohlene Zitierweise:
W. Belka: Unter den Muka Lari-Zwergen. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1916, Seite 8. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Unter_den_Muka_Lari-Zwergen.pdf/9&oldid=- (Version vom 1.8.2018)