die in seiner sozialen Ordnung selbst begründet sind – Revolutionen, welche in gemessenen Zwischenräumen nach Naturgesetzen wiederkehren, ohne daß irgend eine Macht im Bienenstaate sie aufhalten könnte. Wie in den Epochen der Erdgeschichte nach langen Zwischenräumen der Ruhe und des Fortlebens in gegebenen Verhältnissen plötzlich Momente hereinbrechen, wo der alte Planet bis in seine innersten Eingeweide erzittert und seine Bewohner im Grimme vernichtet, so erscheinen auch im Bienenstaate nach bestimmten Zeiträumen jene Aufwallungen der Gesellschaft, welche mit ungerechten Anforderungen eines Theiles beginnen und mit Vernichtung der Unterliegenden endigen. Wehe dem unglücklichen Drohnen, den in diesen Zeiten der Gefahr sein Kleid, sein Fühlhorn, seine Augen verrathen! Erbarmungslos rächt die Menge an dem oft schuldlosen Individuum die Ungerechtigkeit, welche sie durch seinen Stand erleiden mußte – der Einzelne büßt das Verbrechen, welches die soziale Einrichtung des ganzen Staates seiner Kaste zuwies.
Heiter und zufrieden, ein Bild innerer Glückseligkeit, leben die Bewohner des Bienenstaates während des Sommers zusammen. Zellen und Vorrathskammern füllen sich durch die rastlose Thätigkeit der Proletarier. Nur selten entsteht Zank oder gar Streit unter den Arbeiterinnen. Die Gerichtsverfassung befindet sich noch in dem Stadium des Gottesgerichtes. Das Duell ist die einzige Entscheidung,
Carl Vogt: Untersuchungen über Thierstaaten. Literarische Anstalt, Frankfurt am Main 1851, Seite 106. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Untersuchungen_%C3%BCber_Thierstaaten-Carl_Vogt-1851.djvu/124&oldid=- (Version vom 1.8.2018)