Was hilft den Bienen diese Revolution, die mit so furchtbarer Energie ausgeführt, mit so kalter Grausamkeit bis in ihre letzten Consequenzen durchgesetzt wird? Das ganze Institut der Drohnen ist vernichtet, die Monarchie aus einer konstitutionellen in eine demokratische verwandelt. Das Volk ist vor dem Throne stehen geblieben, vertrauend auf seine Starke. Während seines Zurücksinkens in träumerische Selbstbeschauung wird es von der Königin überlistet, eine Brut neuer Aristokraten wird von dem Throne aus gebildet, das alte Joch allmälich wieder hergestellt und dann die rechtliche Kontinuität der alten Zustände so lange behauptet, bis eine neue Revolution die Stände nivellirt und auf Augenblicke der Demokratie den Sieg verschafft.
O der Thörichten, die da glauben, mittelst der Gewalt Zustände auf die Dauer ändern zu können, welche in der Gesinnung des arbeitenden Volkes selbst begründet sind! Schaut hin auf den Bienenstaat und laßt Euch sagen, daß die Revolution eintreten muß in Folge fauler Staatszustände, durch Bevorrechtung einzelner Stände, durch Sklaverei und harte Unterdrückung der großen arbeitenden Menge; laßt Euch durch die Bienen sagen, daß diese Revolutionen ihr Gesetz haben, wie die Stürme, welche die Luft reinigen, wie die Gewitter, welche den schwülen Schwaden entladen; aber lernt auch von den Bienen, daß diese gewaltigen Kraftentwicklungen unfruchtbar sein müssen, wenn das Volk ihre Consequenzen nicht erfassen, seine Vortheile nicht zu benutzen
Carl Vogt: Untersuchungen über Thierstaaten. Literarische Anstalt, Frankfurt am Main 1851, Seite 114. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Untersuchungen_%C3%BCber_Thierstaaten-Carl_Vogt-1851.djvu/132&oldid=- (Version vom 1.8.2018)