Seite:Untersuchungen über Thierstaaten-Carl Vogt-1851.djvu/155

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Expeditionen, deren Genuß sie theilen, ohne sich ihren Gefahren auszusetzen. Mit Hülfe ihrer Bundesgenossen setzen sie sich überall fest, wo reiche Gefilde, fruchtbarer Boden ihnen hinreichende Nahrung verspricht, und wo sie trockene,


die Piepmeyer’s, unter deren Nägel er sich einbohrt und Eiterbeulen verursacht. Aus der Lüneburger Haide – auch in Hannover einheimisch. Das Weibchen in Frankfurt sporadisch.

Anophthalmus chamaeleonticus – Schillernde Blindechse. Steif, meist mit geschlossenen Augen. Wechselt sehr leicht die Farben, besonders im September. Aus Schleswig-Holstein; auch in Göttingen. Verbirgt sich gerne unter Pergament. Leicht zu zähmen. Frißt den Königen Weizen aus der Hand.
Podicifer Gagerni – Gagern’s Hinterdeckträger. Eine wissenschaftlich begründete Art, die das Andenken der Linken sicher überdauern wird. Trägt auf dem Hinterdeck zwei Borstenkämme, welche den Augenbrauen des edlen Gagern gleichen, weßhalb diesem die Art in tiefster Verehrung dedicirt wurde. Unsres Wissens der einzige Käfer, welcher von Bandwürmern eigener Art (Taenia fundamentalis nov. sp. – Grundrechts-Bandwurm) geplagt wird, die ihm auf der Tribüne in ellenlangen Stücken abgehen. Aus Schleswig-Holstein. Ist den Schiffsmasten schädlich, indem er sie anbohrt, um Flaggen daran zu nageln.
Biedermannia olens – Wohlriechende Biedermannia. Schillerkäfer von ungewisser Färbung, meist blau, zeitweise (vielleicht in der Paarung?) ins Röthliche streifend, was sich aber sehr schnell verliert; glatt; stark nach Patschulli riechend. Beißt nicht. Kriecht häufig in dem Leipziger literarisch-politischen Moder umher.
Capreolus residans – Residenz-Reh. Im Sommer röthlich-demokratische Färbung, besonders am Rücken und Hintern, welche im Winter gegen eine graue Bedientenlivree gewechselt wird. Schneidezähne fehlen gänzlich. Füße plump. Ob Hörner, ist unentschieden, da bis jetzt nur ein weibisches Exemplar beobachtet wurde. Frißt gerne Kornblumen an den Ufern des Flüßchens Darm.

Acridium telegraphicum – Telegraphisches Schnarrheupferd. Aus den Sumpfwiesen am Rheinufer, besonders bei Nierstein. Fliegt schlecht, schnarrt viel und laut, gestikulirt mit den langen Vordergliedern, wie mit Telegraphenflügeln. Liebt sein Volk, besonders sein Gesinde so sehr, daß er es prügelt – nach dem biblischen Ausspruche:
Empfohlene Zitierweise:
Carl Vogt: Untersuchungen über Thierstaaten. Literarische Anstalt, Frankfurt am Main 1851, Seite 135. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Untersuchungen_%C3%BCber_Thierstaaten-Carl_Vogt-1851.djvu/155&oldid=- (Version vom 1.8.2018)