Kampfe für diesen Rechtszustand selbst das Aeußerste nicht scheut und um so fester sich an den Dienst klammert, je mehr die Gewalt dessen Stellung unterminirt. Das Recht der Anderen hat diese Menschen von jeher wenig gekümmert, nach dem Rechte, mit dem Jeder geboren wird, haben sie niemals gefragt; – aber das eigene, verbriefte und besiegelte, private Recht, ja auf dem stehen sie hartnäckig fest und nur die Gewalt kann sie aus dieser Stellung verdrängen. Aber es handelt sich auch um ihr Leben. Eine abgelöste Schwimmblase, deren Zusammenhang mit dem ernährenden Stamme gelöst ist, spielt die ärmlichste Figur von der Welt. Mit lächerlicher Anstrengung bläht sie sich auf und sucht die ihr in der Rangordnung eigene Würde auch in der Vereinzelung zu behaupten. Sie schluckt und pumpt nach allen Seiten hin, ohne fähig zu sein, eine bestimmte Richtung in ihren Bewegungen einzuschlagen, da ihr der Stützpunkt, der Rückhalt abgeht, an welchen sie gewöhnt war. So überschlagen sich diese gelösten, verstoßenen Schwimmglocken in beständigen Purzelbäumen, indem sie zwecklos durch das Wasser hin und hertaumeln, bis endlich nach tagelangem Abmühen und vergeblichem Quälen sie vor Hunger und Elend zu Grunde gehen. Sie hatten nur eins gelernt: nach der gegebenen Impulsion sich im Takte zu bewegen und dieses Eine genügte nicht, ihnen nach ihrer Trennung aus dem Unterthanenverbande den nöthigen Lebensunterhalt zu verschaffen. Arme Schlucker, nur durch ihre Vereinigung stark, nur wie der elektrische Telegraph fähig, dann bestimmte Zeichen hervorzubringen, wenn der Leitungsdraht unzerstört ist, der sie mit der inspirirenden Batterie in Verbindung setzt! Wen kann es wundern, daß sie gegen solche Loslösung aus allen Kräften sich anstemmen?
Carl Vogt: Untersuchungen über Thierstaaten. Literarische Anstalt, Frankfurt am Main 1851, Seite 205. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Untersuchungen_%C3%BCber_Thierstaaten-Carl_Vogt-1851.djvu/227&oldid=- (Version vom 1.8.2018)