Guter Gott! Wir haben dieses Heer von Gänsen gesehen, wie es Tags vorher noch stolz durch die Straßen watschelte und dann plötzlich, von dem Windstoß der Revolution aufgescheucht, kreischend durch alle Straßen flatterte und mit den Köpfen an die verschlossenen Thüren der gewohnten Ställe anrannte, die ihm früher ein heimliches, sicheres Asyl gewährten; – verstörte Gesichter, stiere Augen, vor Angst schnatternde Kinnladen, aufgeblustertes Gefieder, wankende Kniee, die sich ängstlich an die Häupter der Bewegung anzuschließen suchten mit den lebhaftesten Betheuerungen der Ergebenheit! Jetzt haben sie sich wieder eng zusammengedrückt, recken die Hälse empor und schlagen muthig mit den Flügeln, wenn die geheime Polizei ruft: der Habicht kommt! Eine Welt ist zu klein für ihre überschwängliche Courage.
Die Beamten arbeiten für den Gesammtorganismus, der sie dafür ernährt und ihren Leistungen gemäß entschädigt. Nichts ist billiger, als dieses und auch bei den Blasenträgern ist, wie man sieht, dieser Grundsatz vollständig durchgeführt; aber daß es so sein müsse, wie bei den Blasenträgern, daß eine solche Schwimmblase nun auch für ihre ganze Lebenszeit an den Staatswagen angespannt sein müsse, daß ihre ganze Thätigkeit auf diesen beschränkt, von diesem allein abhängig sein und für alle Ewigkeit hinaus garantirt sein müsse; – für solche Einsicht wird einer künftigen, verständigeren Generation, die nicht mehr das Bleigewicht der bestehenden Verhältnisse an den Füßen und an dem Kopfe hängen hat, das nöthige Begriffsvermögen abgehen. Man wird durch weiteres Nachdenken wahrscheinlich zu dem Schlusse gelangen, daß der Beamte nicht für den Staat, sondern für besondere Geschäfte des Volkes da sei und daß man
Carl Vogt: Untersuchungen über Thierstaaten. Literarische Anstalt, Frankfurt am Main 1851, Seite 206. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Untersuchungen_%C3%BCber_Thierstaaten-Carl_Vogt-1851.djvu/228&oldid=- (Version vom 1.8.2018)