braucht – alles Uebrige liefert sie in die Staatsmagazine und Vorrathskammern ab.
Hier zeigt sich also ein gewisses socialistisches Element, welches sogar bis zum Kommunismus sich steigert. In der That sind trotz der monarchischen Spitze des Staates, trotz der Existenz eines bevorzugten Standes, die Verhältnisse der Arbeiterbienen rein auf den Kommunismus begründet und einzig in und durch diesen zu erklären. Dieser Kommunismus geht in der Arbeiterklasse bis zur gänzlichen Aufhebung des Eigenthums, ja selbst der Familie; keine Arbeiterin hat eine eigene Wohnung – sie zieht sich in die Zelle zurück, welche sie gerade findet, oder schläft meistens, wie die Leibeigenen der russischen Großen, mit ihren Genossen in den Gängen und vor den Thürschwellen der königlichen Paläste. Die Kinder werden nicht in der Familie, sondern gemeinschaftlich in den Waben ernährt und erzogen – jede Wartfrau füttert so viele, als sie kann, ohne besondere Zuneigung zu diesem oder jenem Würmchen zu zeigen. Privateigenthum existirt nicht; den Ueberfluß an Honig, an Blumenstaub liefert die Biene in die gemeinschaftlichen Staatsmagazine ab, von welchen in Hungerzeiten, im Winter der Unterhalt der Kolonie bestritten wird. Aber nur die Arbeiter haben ein Anrecht auf diese Magazine, welche sie selbst füllten, die Drohnen sind von dem Genusse derselben ausgeschlossen, und ihre gewaltsamen Versuche, sich auch dieser letzten Hülfsquelle der Arbeiter zu bemächtigen, rufen die blutigsten Revolutionen hervor.
Die Existenz socialer Einrichtungen, welche bis zu den weitesten Gränzen des Kommunismus sich erstrecken, ist demnach mit der konstitutionell-monarchischen Staatsform vollkommen vereinbar. Warum also dieser Zorn gegen den
Carl Vogt: Untersuchungen über Thierstaaten. Literarische Anstalt, Frankfurt am Main 1851, Seite 79. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Untersuchungen_%C3%BCber_Thierstaaten-Carl_Vogt-1851.djvu/97&oldid=- (Version vom 1.8.2018)