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Erstreben selbst als Lords zu scheinen,

290
Und sich dem Adel zu vereinen,

Mit Titeln, wo nur Schein gedieh,
Verwelkte Blumen der Pairie![1]
Er hätt’ es selbst als Schmach erkannt,
Wenn solch ein Wicht ihn Freund genannt.

295
Nie glaubt’ er Ehre sich erwiesen,

Wollt’ ihn ein Pair zum Freund erkiesen;
Dann zog er’s vor, sich fortzuscheeren,
Mit witz’gen Köpfen zu verkehren
In altem Rock und staub’gen Schuh’n;

300
Den Lords, die sich zu Gute thun

Auf Sterne, die mit Kupplern schon
Geschwelgt, erwies er Stolz und Hohn.“

     „Dem Thron hat Achtung er gespendet,
Doch nie ward er von ihm verblendet.

305
Da er auf Davids Warnung baute,

Geschah’s, daß nie er Fürsten traute.
Er ward zum heft’gen Zorn gereizt,
Wenn sich ein Sklav bei Hof gespreizt.“

     Denkt vorwärts euch in ein Jahrhundert,

310
Dann spricht man also wohl verwundert:

„Der arme Swift! Ein Widerwille
War gegen Menschen einst ihm Grille!
So ward er allgemein verhaßt.
Hätt’ er’s benützt, so könnt’ er fast

315
Die Sache sich zum Vortheil wenden.

Er wollte nie viel Aerger spenden;


  1. Jüngere Söhne von Pairs, die weder das Vermögen noch den Sitz im Oberhause erben, dagegen oft einen (in Wirklichkeit nichts bedeutenden) Titel führen, sobald der Vater (ein Pair) mehre derselben besitzt.
Empfohlene Zitierweise:
Jonathan Swift übersetzt von Franz Kottenkamp: Verse auf Swift’s Tod. Scheible, Rieger & Sattler, Stuttgart 1844, Seite 246. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Verse_auf_Swift%E2%80%99s_Tod-Swift-1844.djvu/11&oldid=- (Version vom 1.8.2018)