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Wir machten außerdem die Bekanntschaft zweier armenischer Mechitaristenpatres, die in Savura wohnen und mit der Seelsorge ihrer in der Gegend zerstreuten Landsleute betraut sind. Ihre Arbeit bei den gregorianischen Armeniern verspricht gute Früchte zu tragen.[1]

P. Serapion Varonian, ermordet am 4. Januar 1891.

23. September.

Heute (Sonntags) kam in dem Augenblicke, wo wir uns zum Mittagessen hinsetzen wollten, der russische Konsul von Wan hier an. Die Patres hielten ihn zum Mittagessen im Kloster. Von hier wird Konsul Kolubakin drei Tage nach Urmia reisen und dann nach Wan zurückkehren.

Wir hatten zwar unsern Familien feierlich versprochen, uns keiner Gefahr dadurch auszusetzen, daß wir durch das unsichere Kurdistan reisten. Es fehlte nur ein Vorwand, um dieses Versprechen nicht zu halten, und dieser Vorwand schien in der Person des russischen Konsuls gefunden. Warum sollten wir in seiner Gesellschaft keinen Abstecher nach Wan machen und hernach unsere Reise durch Persien wieder aufnehmen? Ohne zu zaudern, baten wir ihn um die Erlaubnis, uns ihm nach Urmia anschließen zu dürfen. Morgen mittag werden wir unsere Rundreise antreten.

24. September.

Wir hatten unsere Rechnung ohne die orientalische Langsamkeit gemacht. Ungeachtet aller Anstrengungen der Patres war es unmöglich, die Reise heute anzutreten. Wir werden also in der Nacht abreisen und die achtzehn Stunden bis Urmia, so rasch es möglich ist, zurücklegen. Von dieser Stadt aus wollen wir durch die Gegend von Giaver und Albag Wan erreichen; von Wan wollen wir über Kotur nach Khosrawa zurückkehren, um dann weiter in Persien einzudringen.

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Empfohlene Zitierweise:
Paul Müller-Simonis: Vom Kaukasus zum Persischen Meerbusen. Verlag von Franz Kirchheim, Mainz 1897, Seite 89. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Vom_Kaukasus_zum_Persischen_Meerbusen.pdf/111&oldid=- (Version vom 1.8.2018)
  1. Die Mechitaristenpatres hatten einen großen Teil der schismatischen Armenier von Malhasa zur katholischen Kirche zurückgeführt, als kurz nachher (4. Januar 1891) der Pater Varonian durch den Dolch eines schismatischen Armenier, den er beherbergte, fiel. Was den Elenden zu dem Meuchelmord trieb, ist unbekannt geblieben. Aber da der Mörder seinem Opfer noch ein Ohr abschnitt, so muß man durch diese Verstümmelung doch ein vorher geplantes Werk erkennen. Man wird nicht fehl gehen, wenn man dasselbe den gregorianischen Armeniern zuschreibt, deren Fanatismus bekannt ist. Übrigens scheint man an der Ermordung in dem Lande Gefalle zu finden. Kürzlich ermordete ein Lehrer, der von der amerikanischen Mission zurückgeschickt wurde, die Frau eines amerikanischen Missionars.