Seite:Vom Kaukasus zum Persischen Meerbusen.pdf/113

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Für die Reise zwischen Giavilen und Urmia ist die Karte von Kiepert sehr mangelhaft. In dem Augenblick, da wir uns dem Kuskalaburni näherten, wo eine passende Stelle war, um manches in der Kiepertschen Karte zu verbessern, wurden wir von einem schrecklichen Staub- und Sandsturm überfallen, der uns viel Schmerzen bereitete. Manchmal wollten sogar die Pferde nicht mehr vorangehen, und ein ängstliches Gefühl des Erstickens ließ uns die Minuten länger erscheinen als sonst die Stunden. Mit vieler Mühe erreichten wir Saatlui bei einbrechender Nacht. Nach der großen Anstrengung, die uns das Unwetter verursacht hatte, konnte von einer Weiterreise nach Urmia an demselben Tage keine Rede mehr sein.

26. September.

Von Saatlui nach Urmia braucht man zu Pferde vier Stunden; der Weg führt durch eine gut angebaute Gegend, der nur eine tüchtige Regierung fehlt, die dem Lande zu großem Reichtum verhelfen könnte. Wir überschritten den Naslu-Tschaï dicht neben der Brücke, die ein herrliches Muster der persischen Baukunst ist.

Die Telegraphenstangen zwischen Urmia und Tebris befinden sich nach persischer Manier genau in der Mitte des Weges. Während wir die Pferde eine Strecke im Galopp laufen ließen, verwickelte sich mein Pferd mit den Beinen in die Telegraphendrähte, die ohne Zweifel bei dem Unwetter Tags vorher zerrissen waren, und jetzt auf der Erde umherlagen; wie weder mein Pferd noch ich eine Verletzung davontrugen, konnte ich nicht begreifen. Die Drähte sind übrigens schlecht gespannt und hängen an manchen Stellen kaum anderthalb Meter über dem Boden. Tags vorher war dem russischen Konsul durch einen solch unglückseligen Draht beinahe der Kopf abgerissen worden.

Da das Haus der Lazaristen an der anderen Seite der Stadt am Wall lag, umritten wir, um dorthin zu kommen, die verfallenen Mauern dieser ehemals so berühmten, festen Stadt.

Die Missionare empfingen uns mit derselben Gastfreundlichkeit und Zuvorkommenheit wie die in Khosrawa.


Kurdischer Dolch.

Empfohlene Zitierweise:
Paul Müller-Simonis: Vom Kaukasus zum Persischen Meerbusen. Verlag von Franz Kirchheim, Mainz 1897, Seite 91. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Vom_Kaukasus_zum_Persischen_Meerbusen.pdf/113&oldid=- (Version vom 1.8.2018)