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Siebzehntes Kapitel.
Der Sipan-Dagh. Akhlat. Von Akhlat nach Bitlis.
Der Sipan-Dagh. Die Jesiden. Von Agantz nach Norschen; Aghsrau; Norschen. Von Norschen nach Adeldschiwas; ein guter Streich Sahtos. Von Adeldschiwas nach Akhlat; Donus. Akhlat; allgemeine Ansicht; unsere Grotte. Geschichte Akhlats. Tragikomisches Abenteuer mit unserm Gastwirt. Naive Hochachtung vor dem Evangelium. Die Ruinen von Akhlat; das Thal von Matawantz; die Turbehs. Musikalische Soirée. Von Akhlat nach Tadwan; der Nimrud-Dagh, Keswak; Tadwan. Von Tadwan nach Bitlis. Die Schwelle des Sees von Wan; Hypothese über die Entstehung des Sees; die Khane auf dem Paß. Bitlis.
26. November.

Um nach Adeldschilwas zu gelangen, brauchten wir keine untergeordnete Hügelreihe des Sipaw-Dagh zu überschreiten, denn das Gebirge bildet gleichsam eine einzige in den See abfallende Masse, sondern die gefalteten Ausläufer des Vulkans. Diese Ausläufer haben gewöhnlich die Richtung von Strahlen, die von der Spitze des Berges als ihrem gemeinschaftlichen Mittelpunkte ausgehen.

Der Sipan-Dagh, der die Nordküste des Sees in zwei beinahe gleiche Teile zerschneidet, bildet zugleich das malerische Zentrum der ganzen Gegend. Auch besitzt er die Reinheit und Strenge der Formen, durch die sich gewöhnlich die Vulkane auszeichnen.

Sein schon längst erloschenes Feuer hat in den Legenden der dortigen Gegenden doch noch tiefe Erinnerungen gelassen. Da, wo sich heute der Berg erhebt, wohnte früher ein gottloses Volk. Allah züchtigte sie, indem er das unterirdische Feuer hervorbrechen und drei neue große Berge entstehen ließ.[1] Dies muß aber schon sehr lange sein, denn nach der Erzählung der Kurden stieß die Arche Noes, ehe sie sich auf dem Ararat niederließ, wider den Sipan-Dagh. Noe erkannte daran, daß der Zorn Gottes nachlasse und rief freudig aus: „Sub’ han Allah!“ – Gott sei Dank! wovon heute noch der Name Subhan-Dagh oder Sipan-Dagh herrührt.[2]

  1. Der Nimrod und der Siran sind wahrscheinlich zwei dieser Berge. Der dritte ist wohl der Bingol-Dagh.
  2. Diese Legende erzählt Wilbraham in seinen Travels S. 341 u. 348; vergl. Ritters Erdkunde IX. 976.
Empfohlene Zitierweise:
Paul Müller-Simonis: Vom Kaukasus zum Persischen Meerbusen. Verlag von Franz Kirchheim, Mainz 1897, Seite 206. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Vom_Kaukasus_zum_Persischen_Meerbusen.pdf/228&oldid=- (Version vom 1.8.2018)