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Fünftes Kapitel.
Eriwan und der Ararat. Unsere Vertreibung aus dem Aras-Thale.
Das Hôtel zur Stadt London. Nützlichkeit einer guten Empfehlung. Ursprung von Eriwan, historische Daten, geographische Lage; außerordentliche Strenge des Klimas. Denkmäler. Die grüne Moschee. Das Katil-Beïramsfest. Predigt in der Moschee und Fackelzug. Der Saal Serdars. Der Ararat. Vulkanische Erscheinungen. Unsere Vertreibung, deren Ursache ein H ist. Das Thal des Aras. Bewässerung; Seltenheit der Bäume. Die Reben und der Wein von Eriwan. Bauten aus gestampfter Erde. Reise von Eriwan nach Nakhitschewan. Komische Szene mit dem dortigen Polizeichef.
Eriwan, 13. und 14. September.

Das Hôtel zur Stadt London ist eine Art Hôtel, wo die einfachsten Elemente zur Behaglichkeit fehlen. Die Preise sind außerordentlich, und dabei gewähren die Betten einen höchst zweifelhaften Anblick, daß wir um etwaigen Unannehmlichkeiten aus dem Wege zu gehen, unsere Feldbetten aufschlugen. Nichts ist so viel wert in Rußland als gute Empfehlungen. Die des Gouverneurs bewirkte, daß wir von dem Distriktsvorsteher gut empfangen und dem Polizeichef empfohlen wurden. Dieser besuchte uns, und, da er kein Französisch sprach, ließ er sich von einem Schweizer begleiten, der im russischen Gouvernement angestellt ist.

Der Ursprung von Eriwan ist in Dunkel gehüllt. Da sie die Hauptstadt des Arasbeckens ist, lassen die Armenier die Gründung derselben von Noe selbst herrühren und erzählen in dieser Hinsicht die phantastischten Legenden. Nach andern soll Valarses, der Sohn des Tigranes, der im zweiten Jahrhundert der christlichen Zeitrechnung geherrscht, der Gründer der Stadt sein. Die Geschichtsschreiber Sebeos und Johannes Katholikos sind die ersten, die Eriwans im siebenten und achten Jahrhunderte als einer Festung und eines bedeutenden Marktfleckens Erwähnung thun.

Eriwan war immer ein Zankapfel zwischen den Türken und Persern. Die Türken eroberten es 1582; Schah-Abbas konnte es erst im Jahre 1605 nach einer sechsmonatlichen Belagerung wieder erobern. Von da an wurde Eriwan abwechselnd von der einen oder andern feindlichen Macht beherrscht. Die Könige von

Empfohlene Zitierweise:
Paul Müller-Simonis: Vom Kaukasus zum Persischen Meerbusen. Verlag von Franz Kirchheim, Mainz 1897, Seite 40. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Vom_Kaukasus_zum_Persischen_Meerbusen.pdf/60&oldid=- (Version vom 1.8.2018)