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Franz Werfel: Wir sind. Neue Gedichte.

Vater und Sohn

Wie wir einst in grenzenlosem Lieben
Späße der Unendlichkeit getrieben
Zu der Seligen Lust –
Uranos erschloß des Busens Bläue,

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Und vereint in lustiger Kindertreue

Schaukelten wir da durch seine Brust.

Aber weh! der Äther ging verloren,
Welt erbraust und Körper ward geboren,
Nun sind wir entzweit.

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Düster von erbosten Mittagsmählern

Treffen sich die Blicke stählern,
Feindlich und bereit.

Und in seinem schwarzen Mantelschwunge
Trägt der Alte, wie der Junge

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Eisen hassenswert.

Die sie reden, Worte, sind von kalter
Feindschaft der geschiedenen Lebensalter,
Fahl und aufgezehrt.

Und der Sohn harrt, daß der Alte sterbe

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Und der Greis verhöhnt mich jauchzend: Erbe!

Daß der Orkus widerhallt.
Und schon klirrt in unseren wilden Händen
Jener Waffen – kaum noch abzuwenden –
Höllische Gewalt.

Empfohlene Zitierweise:
Franz Werfel: Wir sind. Neue Gedichte.. Kurt Wolff Verlag, Leipzig 1913, Seite 31. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Werfel_Wir_sind_1913.pdf/31&oldid=- (Version vom 1.8.2018)