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Franz Werfel: Wir sind. Neue Gedichte.

Verzweiflung

Nacht kam herein.
Und morgen, wähnen wir, ist Tag.
Da gehn die Wagen wieder
Und an den Türen läutet es.

5
Die Mutter mein sitzt da.

Ihr Antlitz ist nicht meins.
Sie redet viel an mich.
Ich denk’ an fremdes Nichts.

Die Schwester mein lacht auf.

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Leicht könnte ich sie hassen.

In meiner Öde brodelt
Schon ein gemeines Wort.

Ich bin so zugebaut!
Und alles rauscht nach Liebe.

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Ich auch nach Liebe weine

Und hab’ doch keinen gern.

Empfohlene Zitierweise:
Franz Werfel: Wir sind. Neue Gedichte.. Kurt Wolff Verlag, Leipzig 1913, Seite 54. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Werfel_Wir_sind_1913.pdf/54&oldid=- (Version vom 1.8.2018)