Daß das Kind im Kindergarten ist, um seine Sinne und Glieder brauchen zu lernen, wird als so selbstverständlich angesehen, daß nur die eine Frage besteht, wie man dies zweifellose Ziel am sichersten und besten erreicht, und daß der Schüler des wissenschaftlichen Laboratoriums dort ist, um das Verfahren der wissenschaftlichen Arbeit zu lernen, ist ebenso klar und zweifellos, und wiederum handelt es sich nur um die Frage, auf welchem Wege er dies Ziel am sichersten erreicht. Und wie diese Frage durch den freien Versuch erreicht wird, haben wir ja bereits gesehen.
Und noch eine dritte Ähnlichkeit[WS 1] ist vorhanden, die ich um keinen Preis vergessen möchte hervorzuheben. Wenn die Sonne der Lebensfreude aus all den kleinen Augen strahlt, wenn die Kinder es nicht erwarten können, morgens in den Kindergarten zu gehen, und wenn sie ihn ungern verlassen, weil es wieder so hübsch gewesen war, dann wissen wir, daß die Lehrerin erfolgreich arbeitet, welches auch ihre Methode sein mag. Und in gleicher Weise erkennen wir, daß das, was den großen Lehrer in der Wissenschaft ausmacht, seine Fähigkeit ist, die Schüler mit Begeisterung für seine Arbeit zu erfüllen, so daß sie gern und freudig ihre besten Kräfte in deren Dienst stellen und daher tatsächlich mehr leisten, als sie selbst für möglich gehalten hätten.
Die Tatsache, daß derartiges möglich ist, und daß es überall vorhanden ist, wo die besten Lehrerfolge erzielt werden, kann in ihrer Bedeutung gar nicht überschätzt werden. Denn sie beweist, daß wirklich das Lernen eine Freude ist, und daß es am erfolgreichsten
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Vorlage: Ähnlicheit
Wilhelm Ostwald: Wider das Schulelend. Akademische Verlagsgesellschaft m.b.H., Leipzig 1909, Seite 17. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wider_das_Schulelend.pdf/23&oldid=- (Version vom 1.8.2018)