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William Shakespeare: Othello, der Mohr von Venedig. Übersetzt von Christoph Martin Wieland, Shakespear Theatralische Werke VII.

Sechste Scene.
Othello und Gefolge zu den Vorigen.

Othello.

O meine schöne Heldin!

Desdemona.

Mein theurer Othello!

Othello.

Meine Verwundrung euch vor mir hier zu sehen, ist so groß als mein Vergnügen. O Wonne meines Herzens! Wenn auf jeden Sturm eine so süsse Stille folgte, so möchten die Winde blasen, bis sie den Tod aufgewekt hätten: So möchte die arbeitende Barke an Hügeln von Wasser bis an den Olymp hinauf klettern, dann wieder so tief sich tauchen, als die Hölle vom Himmel ist! Wenn ich izt sterben müßte, so wär’s in dem Augenblik, da meine Glükseligkeit ihren höchsten Punkt erreicht hat; ich besorge sehr, diese Wonne meiner Seele ist zu groß, als daß noch eine solche in der unbekannten Zukunft für mich ligen kan.

Desdemona.

Das verhüte der Himmel, daß unsre Liebe und unser Vergnügen nicht in gleichem Maasse zunehmen sollte, wie unsre Tage wachsen!

Empfohlene Zitierweise:
William Shakespeare: Othello, der Mohr von Venedig. Übersetzt von Christoph Martin Wieland, Shakespear Theatralische Werke VII.. Orell, Geßner & Comp., Zürich 1766, Seite 234. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wieland_Shakespear_Theatralische_Werke_VII.djvu/234&oldid=- (Version vom 1.8.2018)