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William Shakespeare: Othello, der Mohr von Venedig. Übersetzt von Christoph Martin Wieland, Shakespear Theatralische Werke VII.

hieß; das arme Ding war in jemand verliebt, der sie nicht wieder lieben wollte, und da wurde sie zulezt närrisch; sie hatte ein Lied, das sich immer mit Weide endigte, es war ein altes Ding, aber es schikte sich auf ihre Umstände, und sie sang es bis in den lezten Augenblik ihres Lebens. Ich kan mir dieses Lied diese ganze Nacht durch nicht aus dem Sinn bringen; es braucht alles, daß ich mich erwehre, den Kopf auf eine Seite zu hängen, und es zu singen, wie die arme Barbara. Ich bitte dich, mach’ daß du fertig wirst.

Aemilia.

Soll ich gehn und euern Schlaf-Rok holen?

Desdemona.

Nein, steke mich hier ab; dieser Lodovico ist ein recht artiger Mann.

Aemilia.

Ein sehr hübscher Mann.

Desdemona.

Er spricht gut.

Aemilia.

Ich kenn’ eine Dame in Venedig, die um einen Druk von seiner Unterlippe eine Wallfahrt ins Gelobte Land gemacht hätte.

Empfohlene Zitierweise:
William Shakespeare: Othello, der Mohr von Venedig. Übersetzt von Christoph Martin Wieland, Shakespear Theatralische Werke VII.. Orell, Geßner & Comp., Zürich 1766, Seite 358. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wieland_Shakespear_Theatralische_Werke_VII.djvu/358&oldid=- (Version vom 1.8.2018)