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 Von andern schrieb sie am 16. Juli:

 „Es ist ein rechter Jammer, daß die N. N. alle den HErrn nicht lieb haben. Da haben sie gelacht, und E. gesteht selbst, sie lache oft recht viel und sei dabei so traurig inwendig, Sie möchten, glaube ich, alle gern ihre tiefe Traurigkeit aus dem Herzen lachen. Und es geht nicht. Der HErr wolle ihnen gnädig sein, statt dieser Freude ihnen eine göttliche Traurigkeit geben! Es ist was eignes um die Liebe. Meine Freundinnen, und ich glaub, fast alle, die mich lieb haben, haben mich lieber, wie ich sie liebe. Ich hab sie alle lieb, meine Liebe scheint mir so klein. – Der HErr thue über Bitten und Verstehen, und schenke mir Liebe, die ich jetzt noch nicht verstehe. Du brauchst auch recht viel Liebe, denn Du hast ja viele Seelen zu lieben. Der HErr segne Dich, meinen lieben Bräutigam, mit reicher Liebe und gebe, daß ich Deine Gehilfin auch in der Liebe werde!“ –

 17. Am 15. Juni schrieb der Bräutigam: „Laß Dir etwas sagen, Helene. Wenn nur wir zwei miteinander recht in Liebe stehen, dann liegt an viel andern Dingen nichts: wir werden’s in vereinter Geduld ertragen. Damit wir aber recht in der Einigkeit stehen, sei das unter uns eine ausgemachte Sache, daß wir recht aufrichtig gegen einander seien, aber, was wir einander sagen, nie in Scherz und Spott einkleiden, sondern in heiligen liebevollen Ernst. Ich habe es bei so vielen Ehestreitigkeiten, die mir als Seelsorger schon