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Am 1. Sonntag nach Epiphanias.
(Kirchenlamitz 1832.)


Luk. 2, 41–52. Und Seine Eltern gingen alle Jahre gen Jerusalem auf das Osterfest. Und da ER Zwölf Jahre alt war, gingen sie hinauf gen Jerusalem, nach Gewohnheit des Festes. Und da die Tage vollendet waren, und sie wieder zu Hause gingen, blieb das Kind JEsus zu Jerusalem, und Seine Eltern wußten es nicht. Sie meinten aber, ER wäre unter den Gefährten, und kamen eine Tagereise und suchten Ihn unter den Gefreundten und Bekannten. Und da sie Ihn nicht fanden, gingen sie wiederum gen Jerusalem und suchten Ihn. Und es begab sich nach dreien Tagen, fanden sie Ihn im Tempel sitzen mitten unter den Lehrern, daß ER ihnen zuhörte und sie fragte. Und alle, die Ihm zuhörten, verwunderten sich Seines Verstandes und Seiner Antwort. Und da sie Ihn sahen, entsetzten sie sich. Und Seine Mutter sprach zu Ihm: Mein Sohn, warum hast Du uns das gethan? Siehe, Dein Vater und ich haben Dich mit Schmerzen gesucht. Und ER sprach zu ihnen: Was ist es, daß ihr Mich gesucht habt? Wisset ihr nicht, daß Ich sein muß in dem, das Meines Vaters ist? Und sie verstanden das Wort nicht, das ER mit ihnen redete. Und ER ging mit ihnen hinab und kam gen Nazareth, und war ihnen unterthan. Und Seine Mutter behielt alle diese Worte in ihrem Herzen. Und JEsus nahm zu an Weisheit, Alter und Gnade bei Gott und den Menschen.


I.

 Am Passahfeste war Joseph, der Zimmermann von Nazareth, gewohnt, mit Maria nach Jerusalem zu wandern, um die schönen Gottesdienste des HErrn zu schauen und sich Seiner herrlichen Gnade zu freuen. Als nun JEsus zwölf Jahre alt war, gingen sie wieder hinauf – und das Kind