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dessen majestätische Nähe von den Strömen Seiner Liebe gemäßigt war, fragte er den HErrn: „HErr, was willst Du, daß ich thun soll?“ Der starre, eigensinnige, stolze Pharisäer Saulus ist getroffen von der Hand des HErrn – das Herz ist ihm zerbrochen, der Geist ist ihm geängstigt, die Rechte des HErrn hat den Sieg behalten, Halleluja! Saulus, Saulus liegt auf der Erde, am Schemel der Füße des ewigen Königs – demütig ist er geworden, JEsum will er hören, JEsu gehorchen! Ehre JEsu, Heil dir, Saul, so geht man zum Himmel hinein! Gelobt sei Gott, nun wirst du gewiesen in die Gasse, die da heißt die richtige, zum Evangelium des Friedens, zum Aufthun deiner Augen, auf daß du vielen die Augen aufthust, auf daß du viele zur Gerechtigkeit weisest, und werdest ein Stern an jenem Tage, der alle Sterne und Lehrer an Klarheit übertrifft.

 Ja, die Demut feiert ihren Sieg in unserm Text! Nicht allein Paulus fragt demütig, sondern auch der HErr antwortet sehr demütig. „Steh auf, geh in die Stadt,“ spricht ER, „da wird man dir sagen, was du thun sollst.“ ER weist ihn hinein zu Ananias, der HErr weist von sich zu einem Menschen, damit der Mensch den armen Sünder wieder zu Ihm weisen soll! Der HErr weist ihn an Ananias, denn der HErr will, daß man durch Menschen zu Ihm geführt werde, ER ehrt die Predigt des Evangeliums, damit es Wahrheit werde: „Der Glaube kommt aus der Predigt.“ – Paulus steht auf, seine Augen sehen nicht, seine Füße zittern, er geht über die Brücke, er geht nach Damaskus, aber nicht, wie er’s gedacht hatte. Zum Zerstören war er gekommen, flehend geht er in die Stadt, auf daß er gebaut werde! O JEsu, wie wunderlich führst Du die Deinigen, wie herrlich führst Du sie! Wie mächtig bist Du! – Paulus geht in die richtige Straße nach Damaskus zu Juda, da wohnt er, da hängt er seinen Schmerzen, seiner Reue nach, seine Augen sind finster, sonst wären sie von seinen Thränen finster geworden, drei Tage ißt und trinkt er nicht und, teure Brüder, dann fängt er an zu beten!

 Er betet um Licht und Trost, um Frieden und Freude,