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von Geburt an ein König, und aus aller Seiner tiefen Niedrigkeit blickt dennoch diese Seine königliche Würde unverkennbar überall hervor. ER kam in Sein Eigentum, in Sein Reich, arm und klein, – und die Seinen nahmen Ihn nicht auf; aber hie und da gab es dennoch eine Seele voll heiliger Einfalt, eine Nathanaelsseele, welche glaubte und erkannte, daß ER der König Israels war. ER ging als ein Verbannter und Geächteter in Seinem Reiche herum und suchte Seine Krone, Sein Scepter: als ER aber auf Golgatha Krone und Scepter gefunden hatte, da ließ ER bald den Schleier fallen, schüttelte den Staub der Niedrigkeit von den Füßen, that sich mit ewiger Klarheit an und sprach: „Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden.“ „Ich fahre auf zu Meinem Vater und zu eurem Vater.“ Dorthin hat ER sich geschwungen, im Stande Seiner Herrlichkeit lebte ER, ein König dort wie hier, nur mit dem Unterschied, daß ER sich hier des Gebrauchs von Krone und Scepter enthielt, dort aber nicht mehr. Nun herrscht ER, und obwohl Seine Majestät ein Glaubensartikel ist, so ist doch der Glaube an die Majestät eine ewige Gewißheit, und einmal wird sich Glaube in Schauen verwandeln. ER wird wiederkommen, und alle Augen und alle Könige werden inne werden, daß ER auf Seinem Haupte viele Kronen hat, daß ER ist ein Fürst aller Könige auf Erden, des Name ist: Treu und wahrhaftig und richtet und streitet mit Gerechtigkeit! Halleluja! (Offb. 1, 5. 9, 11 ff.)


III.

 Das Reich aber, welches JEsus Christus hat, ist dreifach:

 1. Das Reich der Natur. Unter Natur versteht sich alles, was geschaffen ist. Denn so weissagte von Christo der heilige Sänger Ps. 8, 6 ff.: „Du hast Ihn lassen eine kleine Zeit von Gott verlassen sein, aber mit Ehren und Schmuck hast Du Ihn gekrönet. Du hast Ihn zum HErrn gemacht über Deiner Hände Werk; alles hast Du unter Seine Füße gethan“, – und St. Paulus Ephes. 1, 20 ff. predigt gewaltig von der Erfüllung: „Er hat Ihn von dem Tode auferweckt und