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und Krone ist dahingenommen, der Sanftmütige, der Gutmütige, der Mitleidige wüten dann gleich Tigern und losgelassenen Schlangen, wider die heilige Lehre und den, der nicht nur der Sanftmütigste etc. in Wahrheit ist, sondern auch allen Menschen wahre Sanftmut etc. allein bringen und schenken kann, wider Christum. Andere geistige Güter, darauf sich der Mensch etwas zu gute thut, sind Ämter und Würden. Mancher geht demütig einher, solang er nichts ist vor den Menschen, so wie er aber aus dem Staube emporgehoben wird, dünkt er sich höher, als der Staub, tritt seinesgleichen in übermütiger Verachtung mit Füßen, vergessend, daß die Königsstatue, welche ein Töpfer aus einem Stück Thon gemacht hat, und der Thron, den er für sie aus dem anderen gemacht hat, ein und derselbe Stoff sind und daß sie beide wieder müssen zu Erde werden, von der sie genommen sind. Es ist ein eitles Rühmen, du magst dich eines Sterns, einer goldnen Kette, einer Krone rühmen, es ist doch für alle eitlen Rühmer nur eine Hölle, in welcher das keinen Unterschied mehr macht.

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 Endlich rühmt sich der Mensch auch geistlicher Güter. Geistliche Güter sind von den geistigen, wie Gnade und Natur unterschieden: geistige Güter sind solche, welche der Mensch mit auf die Welt bringt, geistliche aber solche, welcher man durch Christum teilhaftig wird und durch Sein Wort und Geist. Wenn einer voll Mühe und Kummer über seine Sünden zum Beichtstuhl kommt, so wird er oft durch die heilige Absolution erfreut, Mühe und Kummer verschwinden, und er fühlt die Gnade der Vergebung der Sünden; statt nun in demütigem Danke, mit stillem Preise hinzugehen und dem HErrn die Ehre zu geben, der alle seine Gebrechen geheilt hat, rühmt er geschwätzig nicht den Geber der Gnade, sondern die Gnade, schwillt in Worten über, wie ein siedender Topf, und weil er sich der Gnade rühmt, als wäre sie nicht Gnade, weil er einen Hochmut aus ihr macht und andere, die nicht getröstet sind, gegen sich verachtet, ist ihm sein Rühmen zum losen Verbrechen ausgeschlagen und das Rühmen hat ihn aus der Gnade geworfen. – Wieder ein anderer fühlt in sich Kräfte, sich zu überwinden, und legt nun einen Fehler nach