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wieder in die selbstverleugnende Demut unseres HErrn. – Seht, liebe Brüder, welch eine Eintracht in der heiligen Schrift ist, wenn es gilt, den Beruf des Christen zu schildern, erkennet, wie gar nicht dieser Beruf in den Genuß und wie ganz und gar in Verleugnung dieses irdischen Lebens gesetzt wird, wie gar nicht in Irdisch-, wie völlig in Himmlischgesinntheit, wie gar nicht in Erdenfreuden und wie sehr in die Hoffnung einer seligen Unsterblichkeit! Lasset euch also das Ziel nicht sofort verrücken, sondern bleibet in der heiligen Lehre! Fraget nicht mehr euren alten Menschen, sondern kreuzigt ihn samt den Lüsten und Begierden, und erwäget es wohl und begebet euch darein, wenn Christus nicht ein, sondern so viele Male euren Weg euch vorzeichnet und spricht: „Wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt und folgt Mir nach, der ist Mein nicht wert“ (Matth. 10, 38). „Will Mir jemand nachfolgen, der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich und folge Mir!“ (16, 24). „Wer nicht sein Kreuz trägt und Mir nachfolgt, kann nicht Mein Jünger sein!“ (Luk. 14, 27). Nehmt auf euch das Bekenntnis vom Kreuze Christi und lebet also entschieden zu Christo euch haltend; wenn auch die Welt vom Bekenntnis des Kreuzes Christi Ursache nimmt, den Christen selbst Kreuz aufzulegen, was ist es? Folgen wir doch Ihm nach außer dem Lager und sind nicht gerechnet unter die, welche leben, ich sage es mit Weinen (Phil. 3, 18), als Feinde des Kreuzes Christi. Ist es doch immer schöner, Kreuz tragen mit Christo, als mit der Welt weltlich leben, wie jene Galater, auf daß man nicht „mit dem Kreuze Christi verfolgt werde!“


IV.

 O es ist ein schönes, edles Bild, das Bild eines Nachfolgers Christi; er bekennt das Kreuz und geht durch diese Welt, sein Kreuz tragend, in Demut und stillem Frieden. Lasset uns das Bild der Demut noch einmal ins Auge fassen, und es beschauen, ob etwa der Anblick uns bewege, sie zu unserm Teil zu erwählen.

 1. Die Demut des Christen ist wie die Demut Christi ein Herabhalten zu dem Niedrigen, wie geschrieben ist: „Strebet