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möchte, begrüßt wird; so packt mich bei all dem zuvorkommenden Wesen der Kellner und Wirthe doch oft ein Gefühl, wie wenn ich nun sollte ausgezogen und ausgeraubt werden gleich dem, der auf dem Wege nach Jericho unter die Räuber fiel, und es verfolgt mich zuweilen der Gedanke deines Knechtes Luther, daß die Welt ein Stall voll grober, großer Diebe sei. Ich trage mein Reisegeld und andere Habe bei mir, ohne die ich in gewohnter und erwünschter Weise meinen Weg nicht zurücklegen und nicht wieder heim kommen könnte, – bin unkundig vieler Dinge, unerfahren, ein armer Fremdling, der nach der Brüder Güte und Leitung groß Verlangen trägt, dieselbe aber nicht oder doch sehr selten finden und erfahren kann, und statt des Vertrauens, das man üben möchte, nur Mistrauen und Furcht in sich hegen muß. Ich weiß ja wohl, daß mir Deine Güte alles tausendfach ersetzen kann, was mir der Eigennutz und die Habsucht der Menschen abnehmen kann; auch zweifle ich nicht, daß Du mir wirklich alles erstatten oder Beßeres dafür geben würdest, das Glück der Gottseligkeit und reichere Erfahrung Deiner Liebe in geistlichen Dingen. Dennoch sorge ich zuweilen und bin unruhig in

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Wilhelm Löhe: Raphael. U. E. Sebald’sche Verlagsbuchhandlung, Nürnberg 1862, Seite 90. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6he_-_Raphael.pdf/106&oldid=- (Version vom 1.10.2017)