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Kann man die Ohren verstopfen, die Augen verschließen, die Sinne absperren? Erzwingt nicht die reisende Welt eine Theilnahme? Ist nicht ein jeder in Gefahr unter dem Schwarme der Welt weltliches an sich, ja in sich zu nehmen! Wie viele kommen von Reisen anders, nemlich schlechter, wieder als sie weggegangen sind! Wohl sagt man, „die Fremde macht Leute;“ aber wie viele Leute verdirbt die Fremde, und wie viele Seelen gehen auf Reisen verloren! Pilger, Reisender, den ich anrede, vergiß nicht, daß man auch auf heiligen Reisen in Weltgefahren ist, daß aber Geschäftsreisende schwerer bedroht sind von Gefahr und Sünde, nicht bloß weil ihr weltlicher Zweck ihre Gedanken durchdringt und ihren Sinn regiert, sondern weil der Ton der Reisenden von denen bestimmt wird, die fast auf Reisen daheim sind, von den unzähligen Geschäftsleuten, die dazu alle bemüht sind, wie daheim, so auf Reisen, mit dem Geschäfte die Lust dieser Welt zu verbinden. Wache und bete, daß du nicht in Versuchung fallest! Insonderheit wache, wenn du, selbst ein Geschäftsreisender, viel bekannt und auf Reisen daheim bist. Dem Reisenden thut Liebe zur Heimath Noth, um dem Eindruck

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Wilhelm Löhe: Raphael. U. E. Sebald’sche Verlagsbuchhandlung, Nürnberg 1862, Seite 203. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6he_-_Raphael.pdf/219&oldid=- (Version vom 1.10.2017)