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So laß und gib mir darum beides, Deine Nachfolge der Leiden auf dem Wege meines himmlischen Berufes, für den irdischen Beruf aber die große Hilfe, daß auch meine Feinde mit mir zufrieden werden, in den Dingen dieses Lebens gerne mit mir handeln und wandeln. Ich denke daran, wie Du dem Laban befohlen hast, mit Jakob nicht anders als freundlich zu reden, wie Du das Herz des wilden Esau dem Herzen seines Bruders zugeneigt hast. So wollest Du auch mir helfen, daß ich freundliche Aufnahme finde bei denen, welchen ich nahen soll; neige mir insonderheit die Güte derer zu, denen etwa mein Geschäft, das ich mit ihnen erledigen muß, nicht angenehm sein sollte. Gib meiner Arbeit und Mühseligkeit unter allerlei Menschen göttliches Gedeihen. O bereite mir auch Freunde zur Heimsuchung, wie Deiner gebenedeiten Mutter bei Elisabeth und Zacharias selige Heimsuchung vergönnt ward! O gib auch mir, daß ich Gastfreunde finde, mit denen ich singen kann und loben: „Meine Seele erhebe den Herrn, und mein Geist freuet sich Gottes, meines Heilandes!“ Wie wollte ich Dir für solche Wohlthat danken, und den Gott rühmen, der den Fremdling so lieb hat!

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Wilhelm Löhe: Raphael. U. E. Sebald’sche Verlagsbuchhandlung, Nürnberg 1862, Seite 79. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6he_-_Raphael.pdf/95&oldid=- (Version vom 1.10.2017)