Seite:Wilhelm Löhe - Rosen-Monate heiliger Frauen.pdf/195

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

der Schmach und der Leiden anthat. Als aber der Legat des Kaisers angekommen war, begann sich das Verfahren zu regeln. Man brachte die Christen zu Hauf vor Gericht. Der Richter aber kannte keine Schonung, und gieng so maßlos grausam gegen sie voran, daß ein edler Jüngling von untadeliger Tugend innerlich gedrungen wurde, sich zur öffentlichen Vertheidigung der Christen und ihres Wandels zu erbieten. Allein daran erkannte man nur seinen eigenen Sinn, und da er denselben auch keineswegs verleugnete, so reihte man ihn einfach, anstatt seine Vertheidigung zuzulaßen, unter die Schaar derer ein, welchen der Prozeß gemacht war. Der Schrecken, welchen die vor den Augen der Christen zurecht gelegten Marterwerkzeuge verbreitete, brachte eine Anzahl der Bekenner zum Abfall. Obwohl deren nur zehn waren, so fürchteten doch die treuen Jünger, daß sich noch andere möchten hinreißen laßen, den Weg des Verderbens zu gehen, und daß das gegebene Aergernis, namentlich auf die Schaar derer wirken könnte, die noch nicht in Verhaft waren. Die Besorgnis erwies sich jedoch zur Freude derer, die sie hegten als falsch; an der Stelle einer ferneren Verminderung der getreuen Zahl sah man

Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Löhe: Rosen-Monate heiliger Frauen. S. G. Liesching, Stuttgart 1860, Seite 175. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6he_-_Rosen-Monate_heiliger_Frauen.pdf/195&oldid=- (Version vom 9.10.2016)