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eine stattliche Vermehrung. Gleichzeitig wuchs jedoch die Wuth der Heiden, da Sclaven, die mit ihren christlichen Herren eingezogen worden waren, aus Furcht vor der Folter von den Christen die schändlichsten Dinge ausgesagt hatten, – daß sie Menschenfleisch äßen und Blutschande trieben und dergleichen. Besonders richtete sich die Wuth der Feinde gegen den Diakonus Sanctus aus Vienne, gegen Maturus, einen erst kürzlich getauften Jünger, gegen Malus von Pergamus, der allezeit eine Säule und Zierde der gallischen Gemeinden gewesen war, und gegen die arme Sclavin Blandina. Diese war sammt ihrer Herrin eingefangen worden, und letztere fürchtete sehr für die Treue ihrer Magd, da sie eines so schwächlichen Leibes und zärtlichen Wesens war, daß man ihr weder Kraft noch Muth zutrauen konnte, unter so großen Foltern und Qualen den Glauben zu bekennen. Aber gerade sie kämpfte den guten Kampf des Glaubens mit ausgezeichnetem Muthe und überwand mit einer so himmlischen Geduld, daß ihr Name bis auf diese Stunde in der Kirche Gottes mit Liebe und Bewunderung genannt wird. Vom Morgen bis zum Abend zerarbeiteten sich die Folterknechte an ihr, und während von den

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Wilhelm Löhe: Rosen-Monate heiliger Frauen. S. G. Liesching, Stuttgart 1860, Seite 176. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6he_-_Rosen-Monate_heiliger_Frauen.pdf/196&oldid=- (Version vom 9.10.2016)