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und bekannte den Namen des Gekreuzigten fortan ohne Furcht. „Wie sollten diejenigen kleine Kinder eßen, rief sie, denen ihre Religion sogar verbietet, das Blut der unvernünftigen Thiere zu genießen.“ (Apgesch. 15, 29.)

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 Als man hierauf die Märtyrer in einen ungesunden, finsteren Kerker brachte und ihre Füße bis zu dem fünften Loch in den Stock zwängte, gieng die Qual und der Aufenthalt vielen ans Leben, daß sie starben. Auch der mehr als 90 jährige Bischof Pothimus von Lyon wurde so schwach, daß er kaum mehr athmen konnte, aber die Sehnsucht, nicht in der Stille sterben zu müßen, sondern Christo lautes Zeugnis geben zu dürfen, stärkte ihn dennoch wunderbar, so daß er noch einmal, und zwar unter dem Toben einer blutdürstigen Schaar vor den Richter geführt werden, und unter schweren Leiden und großer Schmach dem Gekreuzigten die Ehre geben konnte. Man brachte ihn darauf in seinen Kerker zurück, wo er nach zweien Tagen seinen Geist aufgab. Im Kerker befanden sich auch viele, welche den Herrn verleugnet hatten, die man aber um deswillen nicht schonte, sondern sie als Menschen von völlig gleicher Gesinnung, wie die standhaften

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Wilhelm Löhe: Rosen-Monate heiliger Frauen. S. G. Liesching, Stuttgart 1860, Seite 179. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6he_-_Rosen-Monate_heiliger_Frauen.pdf/199&oldid=- (Version vom 9.10.2016)