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Heimgang der seligen Potamiäna fällt, viel von Erscheinungen und Gesichten heimgegangener Märtyrer, und so finden wir denn auch Potamiäna noch nach ihrem Abschied aus diesem Leben durch Erscheinungen thätig, welche man von ihr in der Zeit gehabt. Leuchtend geht sie aus dem Leben, Licht läßt sie zurück auf ihrer Spur, und Licht wirkt sie hinter sich her in denen, die ihr nachfolgen.

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 Potamiäna war eine Sclavin, aber von ihrer Mutter Marcella sorgfältig erzogen und ausgebildet für Christum; die Saat der Mutter gedieh und reifte später unter dem vollendenden Unterrichte des großen Kirchenlehrers Origenes. Die Seele Potamiäna’s glänzte von einer höheren Schönheit und verlieh der auffallenden leiblichen Wohlgestalt der blühenden Jungfrau desto mehr Anmuth und Reiz. Der Herr, dem sie gehörte, begehrte von ihr Schändliches, wie er denn ein der sinnlichen Leidenschaft zügellos dienender Mann war. Potamiäna aber war nicht zu betrügen, noch zu gewinnen. Deshalb übergab sie ihr Herr als Christin dem Statthalter Aquila, noch nicht in der Absicht, sie zum Lohn ihrer Sprödigkeit ums Leben zu bringen, sondern im Gegentheil mit dem ausdrücklichen

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Wilhelm Löhe: Rosen-Monate heiliger Frauen. S. G. Liesching, Stuttgart 1860, Seite 188. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6he_-_Rosen-Monate_heiliger_Frauen.pdf/208&oldid=- (Version vom 9.10.2016)