Seite:Wilhelm Löhe - Rosen-Monate heiliger Frauen.pdf/256

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

sie dieselben, wie einst Rahab die Boten Josuas, den Tag über unter Flachsbüscheln und brachte sie am Abend zu ihrer Mutter Hilaria, wo sie sicherer waren. Auch diese wurde von Sehnsucht nach der Botschaft ergriffen, die ihre Tochter umgewandelt hatte, und warf sich reumüthig den Dienern Jesu zu Füßen. Es folgten sieben Tage des Fastens und des Unterrichts, nach welchen Mutter und Tochter und Mägde mit einander aus dem Waßer der Taufe neugeboren, ja umgewandelt hervorgiengen. Kaum aber verlautete es, daß die Buhlerin ausgebuhlt habe und Christum bekenne, so wendete nun Gajus, der Richter, in Kraft der diocletianischen Befehle die Schärfe der Gesetze gegen Afra an. Die Acten ihres Verhörs sind noch vorhanden, und wenn man auch nicht jedes Wort der jungen Christin nach dem Richtscheit des reinen Bekenntnisses billigen kann, so muß man sich doch über das Licht, die Liebe und Treue einer so jungen Schülerin Jesu wundern. Da half kein Schmeicheln, kein Drängen zum Götzendienst: „Ich habe genug an meinen Sünden, sagte Afra, die ich in der Finsternis meiner Unwißenheit begangen habe; nimmermehr thue ich, was du mich heißest.“ Es half auch nichts, daß der Richter sagte: „Du bist, wie ich

Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Löhe: Rosen-Monate heiliger Frauen. S. G. Liesching, Stuttgart 1860, Seite 236. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6he_-_Rosen-Monate_heiliger_Frauen.pdf/256&oldid=- (Version vom 9.10.2016)