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höre, eine Hure; opfere, denn du bist weit entfernt vom Gott der Christen.“ Afra hatte antworten lernen: „Mein Herr Jesus hat gesagt, er sei für Sünder vom Himmel herabgestiegen; auch bezeugen die Evangelien, daß eine Hure Seine Füße mit ihren Thränen benetzte und Seine Verzeihung empfieng, daß er die Zöllner und Huren niemals verachtet hat, sondern sie mit sich eßen ließ.“ „Opfere, sagte der Richter, dann wirst du wieder gesucht werden von den Männern, wie bisher, und Geld genug verdienen.“ „Das verdammte Geld, antwortete Afra, nehme ich niemals wieder. Was ich bisher auf diese Weise gewonnen, habe ich weggeworfen, weil ich kein gutes Gewißen dabei hatte, und weil meine armen Brüder, die ich flehentlich gebeten habe, es anzunehmen, sich weigerten und auch in ihrer Armuth keinen Hurenlohn nehmen mochten. Habe ich weggeworfen, was ich hatte, wie könnte ich wieder suchen, zu gewinnen, was ich als Unrath von mir warf?“ „Eine Hure, sagte der Richter, kann keine Christin genannt werden.“ Antwort Afra’s: „Ich verdiene es auch nicht, so zu heißen, aber der HErr hat mir nicht aus Verdienst, sondern aus Gnaden diesen Namen geschenkt.“ „Woher weißt du’s,“

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Wilhelm Löhe: Rosen-Monate heiliger Frauen. S. G. Liesching, Stuttgart 1860, Seite 237. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6he_-_Rosen-Monate_heiliger_Frauen.pdf/257&oldid=- (Version vom 9.10.2016)