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und ihr Auge hieng mehr am Himmel, als an der Erde. Sie hatte daher auch keine Lust, sich zu vermählen, und würde sich sehr frühzeitig der klösterlichen Einsamkeit übergeben haben, wenn ihre Eltern nicht widerstrebt hätten. Auf deren Gebot verheirathete sie sich zuerst an einen Kriegsobersten, der aber sechszehn Tage nach der Hochzeit in einem Kampfe gegen afrikanische Saracenen das Leben verlor. Nun glaubte sie ihrer Neigung folgen zu dürfen; aber ihre Eltern befahlen ihr eine zweite Heirath, und so schien ihr das Ziel weit hinausgerückt. Doch schien es nur, denn ihr zweiter Gatte hatte Einen Sinn mit ihr. Ehe sie selbst es beantragte, zog er sich mit ihrer Zustimmung von dem ehelichen Leben zurück, und sie hatte daher nur seinem Beispiele zu folgen. Sie verkaufte, was sie hatte und widmete ihr Haus zu einem Sammelpunkte gleichgesinnter Frauen, die in Abgeschiedenheit vom öffentlichen und äußeren Leben unter ihrer Führung der Andacht und seligen Stille pflegen wollten. Doch schien auch diese Abgeschiedenheit für sie nicht hinreichend, und sie gründete daher nach empfangenem Rathe in einer entfernteren Gegend ein Kloster, welches den Namen Timia empfieng. Hier starb sie

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Wilhelm Löhe: Rosen-Monate heiliger Frauen. S. G. Liesching, Stuttgart 1860, Seite 250. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6he_-_Rosen-Monate_heiliger_Frauen.pdf/270&oldid=- (Version vom 9.10.2016)