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Arcadia und Marina. Pulcheria, hochbegabt vor ihren Geschwistern wurde am 14. Juli 414 als fünfzehnjährige Jungfrau zur Augusta oder Kaiserin erklärt, um mit ihrem zwei Jahre jüngeren Bruder das Regiment zu führen. So jung sie war, wurde sie dennoch des schwächer begabten Bruders Führerin, ja Erzieherin. Es wird ihr vorgeworfen, daß sie ihren Bruder mehr wie einen Priester, als wie einen Regenten erzogen und ihm vor allen Dingen Liebe und Ehrerbietung gegen die Kirche und ihre Diener eingeprägt habe. Aber an ihr selbst leuchteten von Jugend auf allerdings nicht blos christliche Tugenden, sondern auch kaiserliche. Sie lebte mit ihren Schwestern, die gleich ihr das Gelübde der Jungfrauschaft abgelegt hatten, in stiller Zurückgezogenheit, guter Werke beflißen, den Uebungen der Andacht, aber auch dem Betrieb weiblicher Arbeiten ergeben, den Künsten und Wißenschaften hold. Wenn sie aus ihrer Einsamkeit hervortrat an die Staatsgeschäfte, faßte sie Entschließungen erst nach langsamer und reiflicher Ueberlegung, drang alsdann auf sofortigen Vollzug und regierte, wiewohl immer im Namen ihres Bruders das Reich mit Glück und Ehre. Für die Geschäfte ihres Reiches suchte sie

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Wilhelm Löhe: Rosen-Monate heiliger Frauen. S. G. Liesching, Stuttgart 1860, Seite 260. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6he_-_Rosen-Monate_heiliger_Frauen.pdf/280&oldid=- (Version vom 9.10.2016)