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durch Studien, insonderheit der Geschichte, sich tüchtig zu machen, war eine Kennerin nicht blos ihrer Muttersprache, sondern auch der römischen, handelte und wandelte also, daß ihr Name innerhalb und außerhalb der Grenzen des Reiches hochgeachtet gepriesen wurde. Unglücklich war sie jedoch in der Wahl der Gattin für ihren Bruder. Sie glaubte ihm keine beßere und tüchtigere Gemahlin zur Seite stellen zu können, als die geistvolle und schöne Tochter eines griechischen Philosophen, deren heidnischer Name Athenais bei der vor der Vermählung mit dem Kaiser erfolgten Taufe in Eudoxia umgewandelt wurde. Auch nach dieser im Jahre 421 geschehenen Vermählung lenkte Pulcheria das Ruder des Staates. Da aber erwachte die Eifersucht der Schwägerin, welche in Verbindung mit dem Eunuchen Chrysaphius den schwachen Theodosius so zu bearbeiten wußte, daß er dem Patriarchen Flavianus von Constantinopel den Befehl gab, seine Schwester Pulcheria zur Diakonissin an seiner Kirche zu machen. Flavian, auch sonst, namentlich im Eutychianischen Streite guten Andenkens in der Kirche Gottes, willigte nicht alsbald in die kaiserliche Zumuthung, sondern benachrichtigte vielmehr die Kaiserin Pulcheria von den

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Wilhelm Löhe: Rosen-Monate heiliger Frauen. S. G. Liesching, Stuttgart 1860, Seite 261. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6he_-_Rosen-Monate_heiliger_Frauen.pdf/281&oldid=- (Version vom 9.10.2016)