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daß Er uns von dieser Welt abrufe, oder unsere Freunde wegnehme.“ Als ihr Sohn Heinrich in der Schlacht gegen die Mongolen erlag, rettete Hedwig seine Kinder und verlor in dieser schweren, betrübten Zeit so wenig wie früher den Gleichmuth. Sie war die Trösterin ihrer Schwiegertochter Anna. „Gott, sagte sie, hat mit meinem Sohne gethan, wie es Ihm gefallen hat; wir sollen keinen andern Willen haben, als den des HErrn.“ Dann hob sie ihre Augen auf gen Himmel und betete: „Ich danke Dir, o mein Gott, daß Du mir einen Sohn gegeben hast, der mich nie betrübte, der mir immer mit Liebe und Ehrerbietung begegnete. Ihn am Leben zu sehen, war für mich große Freude; aber ich preise ihn glücklich, und empfinde noch größere Freude, da ich ihn durch seinen Tod der Vereinigung mit Dir in Deinem Reiche gewürdigt sehe.“ Vor einem solchen Benehmen schweigt doch wohl der Tadel, und wer so Kreuz tragen kann, der ist doch wohl nicht bloß in der Schule des HErrn Jesus gewesen, sondern trägt auch Früchte Seines Geistes.

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 Wie sie den Tod der Ihrigen gottergeben getragen hat, so nahm sie auch den eigenen Tod getrost und

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Wilhelm Löhe: Rosen-Monate heiliger Frauen. S. G. Liesching, Stuttgart 1860, Seite 326. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6he_-_Rosen-Monate_heiliger_Frauen.pdf/346&oldid=- (Version vom 9.10.2016)