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sie das Leben im Kloster anzieht, so sehr ist ihr auch alle Noth und alles Elend außerhalb des Klosters ein Magnet; sie ist überall zu finden: wo Elend einkehrt. – Man kann ihr nicht vorwerfen, daß sie den Gemahl oder die Kinder nicht geliebt hätte; sie war eine zärtliche Gattin und Mutter, die auch selbst von Gemahl und Kindern herzlich geliebt und geehrt wurde. Dennoch scheint es wirklich, als wenn sie unter der ernsten Erziehung ihres Lebensgangs, unter dem Segen der Gnadenmittel, unter den Uebungen der Gottseligkeit den Glauben und die Seelengröße gefunden hätte, in gottergebener und ungestörter Ruhe auch Todesfälle der Ihrigen hinzunehmen. Ihr Ehegemahl hatte je länger je mehr den Weg Hedwigs erwählt, dazu ist das Lob seiner Regierungsweise groß: er reifte je länger je mehr. Als er nun im Jahre 1238 eines gottseligen Todes starb, weinten die Nonnen von Trebitz, bei denen sie lebte und zerfloßen in Jammer. Nur Hedwig weint nicht. „Wozu euer Jammer, rief sie, wer will gegen den Rathschluß des HErrn streiten? Ihm gehört unser Leben; unser Trost muß sein alles, was Ihm gefällt; wie Er über uns verfügt, sollen wir uns Ihm ergeben, sei es

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Wilhelm Löhe: Rosen-Monate heiliger Frauen. S. G. Liesching, Stuttgart 1860, Seite 325. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6he_-_Rosen-Monate_heiliger_Frauen.pdf/345&oldid=- (Version vom 9.10.2016)