Seite:Wilhelm Löhe - Rosen-Monate heiliger Frauen.pdf/358

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

 Ein holdseliges Kind, – eine edle, gottverlobte Braut, – eine Gattin von ungewohnter Treue gegen ihren Gatten und gegen ihren Gott, – eine Wittwe, die, bei großer Jugend, einsam war und Tag und Nacht im Gebet, – eine stille, sanfte Dulderin, welche die Worte mehr scheute, als wog, auch wenn sie von ihren Freunden sprach, – eine ringende, betende, flehende Braut JEsu, des Hochgelobten, – eine Diaconissin, welche sich von Kindesbeinen an, wie das Haus Stephane, selbst verordnet hatte zum Dienste der Heiligen, – eine Sterbende, die ihr Ende voraus wußte und mit heiliger Bereitung demselben entgegen gieng: das war Elisabeth. Vierundzwanzig Jahre alt starb sie – und was hatte sie von Jugend auf erfahren! Und wie war – so muß sagen, wer die Zeiten unterscheidet und würdigt – Gottes Gabe und Gnade bei ihr angelegt! Die Ledigen, die Bräute, die Frauen, die Wittwen, die Lebenden, die Sterbenden – was können sie aus diesem 24jährigen Leben lernen, wenn sie auch nicht jede Dornenstraße und nicht jeden gottesdienstlichen Weg betreten können und dürfen, auf dem Elisabeth von Thüringen gieng.




Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Löhe: Rosen-Monate heiliger Frauen. S. G. Liesching, Stuttgart 1860, Seite 338. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6he_-_Rosen-Monate_heiliger_Frauen.pdf/358&oldid=- (Version vom 9.10.2016)