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 Zu dieser Zeit kam der Leichenzug des verstorbenen Landgrafen Ludwig von Otranto her, der Heimat zu, nach Bamberg. Walter von Varila und andere edle Herren kamen mit. Sie sahen die jugendliche Wittwe, die man werth geachtet hatte, Kaiser Friedrichs II. Gemahlin zu werden, sahen ihre Treue, Liebe und Leid, hörten alle Unbilden, die sie erduldet, und wurden bald ihre Anwälte und ihres Schwagers Heinrich Seelenretter. Ihren Ermahnungen wich die Härte Heinrichs. Hermann, Ludwigs und Elisabeth’s Sohn bekam das Anrecht auf sein Erbe, Elisabeth selbst aber bekam fürstlichen Aufenthalt zu Marburg.

 Hier verlebte sie ihre drei letzten Jahre unter der Hand eines gestrengen Seelenführers, dem sie sich ergeben, Konrad’s von Marburg, in beständiger Casteiung und Abtödung, im Dienst der Armen und Elenden, öffentlich in den Orden des Franciscus von Assisi aufgenommen, den sie je und je verehrt und bewundert, der ihr eines Tages seinen alten Mantel verehrt und zugesandt hatte. Sie rang nach einer Freiheit der Seele von allem Irdischen, nach einer Vollendung und alleinigen Hingebung an den HErrn, die, selbst wo man sie für eine Irrfahrt erkennen muß, doch auch als Fehler für Leute unserer Tage zu groß ist.

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Wilhelm Löhe: Rosen-Monate heiliger Frauen. S. G. Liesching, Stuttgart 1860, Seite 337. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6he_-_Rosen-Monate_heiliger_Frauen.pdf/357&oldid=- (Version vom 18.10.2016)